Digitale Souveränität: Viele Menschen fühlen sich zunehmend der Kontrolle durch das Internet ausgesetzt. Sie fürchten um eine unangemessene Nutzung ihrer Daten. Sie leiden an einem Overload an Infos und Nachrichten, deren Qualität und Quellen sie nicht mehr nachvollziehen können. Sie merken, wie Algorithmen und Digitalkonzerne unser Leben bestimmen und alles speichern, was wir sehen und suchen und wie wir mit anderen Menschen interagieren. Wir haben die Zukunftsforscherin, Professorin und Leiterin des Instituts für Nachhaltiges Management Anabel Ternès nach ihren Gedanken zur Erhöhung der eigenen Digitalkompetenz gefragt.
Mal auf den Punkt gebracht – worum geht es in Ihrem Buch?
Das Buch handelt von den Grundkenntnissen zu Digitaler Souveränität in den Bereichen Technik und IT, zur Auswertung von Daten und Quellen, sowie Informationen zur Datensicherheit und zum Datenschutz. Außerdem werden in meinem Ratgeber mögliche gesundheitliche Folgen der Mediennutzung aufgezeigt, um dadurch die Medienkompetenz zu steigern. Zusätzlich möchte ich Impulse geben, die eigene digitale Welt mehr selbst zu gestalten.
Dabei meint der Begriff „digitale Souveränität“ die Fähigkeit, im digitalen Raum selbstbestimmt zu handeln. Er umfasst die Gesamtheit aller Faktoren, die dafür verantwortlich sind, ob und in welchem Umfang Internetnutzer Kontrolle über und Vertrauen in ihr Handeln im Internet haben. Diese Kompetenz bewegt sich zwischen dem Regelwissen und dem eigenen Bauchgefühl.
In meinem Buch geht es unter anderem um die Zukunftssouveränität, sowie die Souveränität mit Infrastruktur, die leistungsfähig und sicher ist. Aber auch um Datensouveränität, die beispielsweise den Schutz eines Selbst und der Persönlichkeitsrechte beinhaltet. Ferner um Entscheidungssouveränität, denn die Angebote werden immer vielfältiger und um Anwendungssouveränität, also den richtigen Umgang mit der Hard- und Software, die auch eine große Rolle spielen.
Was macht das Buch aus? Was ist das Besondere an Ihrem Titel?
Digitale Souveränität, das selbstbestimmte Bewegen im digitalen Raum, ist für Nutzer eine erstrebenswerte, wertvolle und letztlich unverzichtbare Fähigkeit. Nur durch eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit kann ein gutes Maß an digitaler Souveränität erreicht werden. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger digitaler Bildung für uns alle, ist ein Schlüsselfaktor für das Erreichen unserer Ziele.
Darüber hinaus ist jeder von uns in der Rolle als Nutzer aufgefordert, die Initiative zu ergreifen und sich die erforderlichen spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen. Denn für ein hohes Maß an digitaler Souveränität im Sinne erweiterter Medienfähigkeiten, sind individuelle Fähigkeiten eines Einzelnen unabdingbar. Die wichtigsten Skills dafür sind: Sicherer Umgang mit digitalen Medien, technische Kenntnisse von Anwendungen, Kenntnis der damit verbundenen Sicherheitsaspekte und -risiken, Datenschutz- und strafrechtliche Grundlagen, Grundkenntnisse der eingesetzten Technik, die Fähigkeit, vertrauenswürdige Kommunikationspartner und Informationsquellen zu erkennen.
Digitale Souveränität umfasst mehrere Aspekte. Jede dieser Anforderungen muss erfüllt werden und mit anderen interagieren, um ein zufriedenstellendes Maß an digitaler Souveränität für unsere Nutzer und unsere Gesellschaft als Ganzes zu erreichen.
Wann kam der Moment, in dem Sie wussten: Das Buch schreibe ich!
In meinen beruflichen Engagements treffe ich viele Menschen. Dabei fällt mir auf, dass Menschen von der Digitalisierung eher gefangen sind, als dass sie ihnen das Leben erleichtert. Dieses Dilemma ist mehr als nur Stress, Orientierungslosigkeit und Ohnmachtsgefühl, denn es führt auch zu Überforderung – und zu einem Hinauszögern, Ablehnen oder Abgeben von Entscheidungen.
Mal ehrlich: Wie viel persönliche Erfahrung steckt in Ihrem Buch?
In das Buch sind viele Erlebnisse eingeflossen. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Begebenheit mit Igor, einem Top-IT-Spezialisten in meinem Unternehmen: Er probierte alles Neue sofort aus, kein Gadget war vor ihm sicher, ständig hatte er eine neue Idee, und er war für die Ideen anderer ebenso aufgeschlossen. Bis zu einem Tag. Ich hatte etwas gefunden, was mich wirklich begeistert hat. Er hörte gar nicht richtig zu: „Weiß nicht, hab da keine Aktien drin. Komm mal wieder. Meine App sagt gerade, dass ich jetzt zum Mittagessen muss.“, war seine Antwort. Während ich überrascht war, erklärten mir KollegInnen, so sei er seit letzter Zeit immer – getrieben von seinen Apps und gar nicht mehr richtig ansprechbar.
Ja, das Thema ist viel von eigenen Erlebnissen geprägt – aus meinem beruflichen Umfeld, aus meinen ehrenamtlichen Engagements in Gremien, aber auch in der Digitalen Bildung und Weiterbildung.
Wen möchten Sie erreichen? Für wen ist das Buch die perfekte Lektüre?
Durch die Kompaktheit des Buches ist es für jeden, der einen schnellen Überblick zum Thema haben möchte und Tipps für den Alltag sucht; für jeden, der sein eigenes Verhalten besser verstehen und jeden, der digital souverän werden möchte. Für all jene, die nach mehr Zeit für sich, weniger Fremdbestimmtheit und einer sinnvollen Nutzung des Internets streben.
Über den Autor
Prof. Dr. Anabel Ternès ist geschäftsführende Direktorin des Berliner SRH-Instituts für Nachhaltigkeitsmanagement, Professorin für Kommunikationsmanagement, zudem Zukunftsforscherin, Keynote Speakerin, Autorin und Gründerin nachhaltiger Start-ups. Sie hat langjährige internationale Führungserfahrung im Business Development, etwa für Samsonite und Fielmann. Anabel Ternès engagiert sich in mehreren Gremien und Boards, darunter als Beirätin von Plant for the Planet, als Präsidentin Germany des Club of Budapest und International Embassy for Economic Affairs, als Aufsichtsrätin des PAN Physician Alliance for Nutrition und als Mitglied des Club of Rome. Anabel Ternès wurde für ihr unternehmerisches und ehrenamtliches Engagement mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Award FEMALE FUTUROLOGIST GERMANY, als Botschafterin der FRAUEN UNTERNEHMEN-Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, mit dem Google Impact Challenge Award und als Influencerin mit der Auszeichnung LinkedIn Top Voice Nachhaltigkeit.