Von Hermann Scherer
Es mag verrückt klingen: Der Speakermarkt boomt. Und das nicht trotz, sondern wegen Corona. Es mag sich wie ein Paradoxon anhören, denn wie kann ein Business boomen, dessen Veranstaltungen gerade abgesagt sind?
Bei einem Paradoxon ist es oft so, dass man etwas nicht glauben kann, selbst, wenn es Gründe gibt, die dafür sprechen. Und weil Menschen glauben, dass etwas nicht sein kann, versuchen sie es nicht - und weil sie es nicht versuchen, wird es nicht stattfinden, zumindest nicht in deren Leben. Viele sagen: "Oh, ich kann nicht mehr beraten, coachen, sprechen, trainieren, wegen Corona." Sie ziehen sich zurück, sind traurig - und was haben sie? Sie haben natürlich keine Aufträge und damit haben sie Recht.
Wir dürfen nicht vergessen, die meisten Veranstaltungen finden nicht in den für die Öffentlichkeit sichtbaren Events satt - das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die Veranstaltungen, in denen Redner, Impulse oder Entertainment benötigt werden, das sind Business-Veranstaltungen.
Und hier meine TOP 12 dazu.
- Natürlich müssen Unternehmen nach wie vor kommunizieren, mit den Mitarbeitern, den Kunden und so vielen mehr. Daran hat sich nichts geändert.
- In Krisenzeiten gilt es mehr zu kommunizieren nach innen und außen. Insbesondere, wenn sich in volatilen Zeiten Gesetzesentwürfe und Vorgaben wöchentlich ändern.
- Menschen brauchen Kommunikation, erst recht, wenn sie im Home-Office sitzen, Meetings fallen weg, ebenso der kurze Dienstweg am Kaffeeautomaten.
- Motivation wird mehr denn je benötigt. Vorträge, Impulsvorträge, kurze Geschichten, spannende Gastredner sind probate Mittel. Es ist günstiger, einen Gastredner per Zoom zuzuschalten, um die Motivation im Home-Office zu erhöhen, anstatt den Leistungsverlust in Kauf zu nehmen.
- Bestehende Rituale werden beibehalten. Wenn Unternehmen traditionell ein Kick-Off durchführen, dann wird es auch in kommenden Jahren eines geben, unabhängig von Corona. Viele Unternehmen müssen das auch - gesetzlich vorgeschrieben - tun
- Bei vielen Veranstaltungen - nicht nur bei der Weihnachtsfeier haben Führungskräfte gar nicht so viel zu erzählen. Man bedankt sich für die Zusammenarbeit, wünscht Alles Gute, stößt gemeinsam an. Und dann werden externe Redner, Experten hinzugebucht.
- Gerade werden neue Rituale ausprobiert und erschaffen. Warum nicht mal einen digitalen After-Work? Mit zugesandtem echten Feierabendbier?
- Es gibt so viele Organisationen - unter anderem 15.000 Verbände in Deutschland - die Veranstaltungen durchführen müssen, weil sie gesetzlich gezwungen sind, das zu tun. Vorstände müssen entlastet und neu gewählt werden. Ein Akt, der an sich in wenigen Minuten erledigt ist. Wie also die Lücken füllen, die Garnitur darum? Mit externen Rednern.
- Die Redezeit bei digitalen Veranstaltungen im Vergleich zu Präsenz ist kürzer. In Präsenzveranstaltungen im Schnitt eine Stunde, digital darunter, eher 30 Minuten. Will ein Veranstalter digital eine Stunde füllen, dann benötigt er nun zwei Redner - wieder eine größere Nachfrage.
- Es gibt neue Lernfelder. Wie gehe ich um mit Hygienemaßnahmen? Wie geht Home-Office? Wie nutze ich digitale Medien, wie wirke ich darin charismatisch? Es wird Neues gelernt. Auch das geht am besten durch Experten, durch Coaches, durch Redner.
- Es gibt Neugierige: "Lasst uns ausprobieren, wie das eigentlich geht." Viele Unternehmen können es sich gar nicht mehr leisten, nicht digital zu sein. So wird vieles ausprobiert. Und wenn es nur zur Verbesserung der Lernkurve ist.
- Die nicht anfallenden Reisekosten. Ein Unternehmen mit 500 Mitarbeitern muss bei einer Präsenzveranstaltung 500 Flüge, Anreise- und Hotelkosten begleichen plus die aus der Reise eventuellen entstehenden Überstunden. Das sind enorme Kosten. Die digital wegfallen - und in externe Speaker investiert werden können. Und dann kommen noch all die dazu, die wegen Kinder, Haustier und sonstigen Umständen gar nicht hätten dabei sein können.
So meinte Prof. Dr. Volker Römermann, Präsident der German Speakers Association – Berufsverband professioneller Redner: „Corona hat die Welt der Speaker grundlegend verändert – im Moment. Die Welt brauchte noch nie so sehr die Speaker wie jetzt.“
Über den Autor
Hermann Scherer: »Der Bestsellerautor gehört zu Deutschlands besten Coaches« (Wirtschaftswoche). Über 3.000 Vorträge vor rund zwei Millionen Menschen in über 30 Ländern, 60 Bücher in 21 Sprachen, über 1.000 Presseveröffentlichungen, Forschung und Lehre an mehreren europäischen Universitäten, erfolgreiche Firmengründungen, eine anhaltende Beratertätigkeit und immer neue Ziele – das ist Hermann Scherer. »Der Erfolgsmacher« (Focus) diniert mit Bill Clinton, lebt in Deutschland und ist in der Welt zu Hause, wo er mit seinen mitreißenden Auftritten Säle füllt.
»Er ist einer der profiliertesten Coaches und Unternehmensberater Deutschlands. Belesen und voller Charisma gleichermaßen – und ausgestattet mit einem Gespür für die Alltagssorgen der Menschen.« (Handelsblatt). Der dutzendfach ausgezeichnete »International Speaker of the Year«, Wissenschaftler und Aus-Scherer ist einer der teuersten Berater Europas und »zählt zu den Besten seines Faches« (Süddeutsche Zeitung).