Remote Work oder das Synonym mobiles Arbeiten bedeutet für mich, dass die Arbeit selbst und das Unternehmen sowie deren Arbeitsabläufe, Kommunikationsweise, Tools etc. so organisiert sind, dass es ganz egal ist, an welchem Ort ich arbeite. Die Kommunikation, Transparenz, Erreichbarkeit und der persönliche Austausch ist zu jeder Zeit an jedem Ort gegeben – das kann das Büro, das Homeoffice, ein Café um die Ecke oder auch ein Coworking Space in Thailand sein. Diese Arbeitsform braucht eine neue Arbeits- und zunächst auch eine neue Denkweise.
Die Transformation zu Remote Work
Es wäre fatal, zu glauben, der Übergang von der Präsenz- zu einer Remote-Work-Kultur wäre damit erledigt, die Hard- und Software zu besorgen und die Mitarbeiter mit einem Laptop nach Hause zu schicken. Damit die Transformation gelingt, muss die gesamte Organisationskultur beleuchtet, hinterfragt und angepasst werden.
Es braucht:
1. Ein neues Verständnis von Führung
Führung ist nicht gleich Führung. Jahrelang haben Führungskräfte gelernt, in Anwesenheit und mit Kontrolle zu führen. Da können wir nicht erwarten, dass sie auf Knopfdruck ihre Herangehensweise ändern. Deshalb müssen Menschen in Führungspositionen auf die neue Art von Führung über räumliche Distanz hinweg vorbereitet und entsprechend fortgebildet werden.
2. Fundierte Kenntnisse im Umgang mit neuen Tools
In der Praxis ist es wichtig, dass am besten alle, zunächst aber zumindest die Führungskräfte davon überzeugt sind, dass die Tools überhaupt benötigt werden. Denn Remote Work ist nicht umsonst zu haben. Die Tools kosten Geld und die Schulungen der Mitarbeiter sind ebenfalls zeit- und kostenintensiv. Sind die neuen Arbeitsmittel von der IT eingerichtet, geht die Arbeit erst richtig los. Im Zentrum steht aber nicht nur die Schulung der Mitarbeiter zum Verständnis des Funktionsumfangs. Mindestens ebenso wichtig ist die Etablierung einer Nutzungs- und Kommunikationsetikette innerhalb dieser Tools.
3. Spielregeln für virtuelle Zusammenarbeit
Viele Unternehmer vergessen das Zwischenmenschliche. Genau daran scheitern aber zahlreiche Transformationen – um genau zu sein: an ungenügendem Verständnis über die virtuelle Zusammenarbeit. Wir versuchen ständig, unsere Produkte, unsere Vertriebswege oder unseren Kundenservice zu verbessern. Doch die Zusammenarbeit nehmen wir viel zu selten unter die Lupe. Bei Remote Work erhalten wir eine ganz neue und wirklich wichtige Chance dafür. Denn das Arbeiten außerhalb des Büros schafft neue Arbeitsräume, für die wir unbedingt eine neue Kultur, Struktur und Haltung etablieren müssen. Auch diese Regeln erfordern Schulungsmaßnahmen, zum Beispiel einen Teamkodex-Workshop.
4. Asynchrone Kommunikation
Hand aufs Herz – die wenigsten Anfragen benötigen jetzt sofort eine Antwort. Trotzdem wünschen wir uns augenblicklich eine Reaktion, wenn wir eine Rückmeldung von Kollegen benötigen. Dieses Thema kommt in wirklich jedem meiner Workshops zur Sprache. Im Grunde ist es aber doch schon ein Unding, dass wir Kollegen im Büro jederzeit aus ihrer Konzentration herausreißen, wenn wir etwas brauchen. Remote Work bietet die Chance dazu, sich diese schlechte Angewohnheit abzugewöhnen und zumindest teilweise asynchron zu kommunizieren. Sie werden feststellen, dass das viel effektiver ist.
Über den Autor
Teresa Hertwig ist leidenschaftliche Remote-Work-Visionärin mit langjähriger Praxiserfahrung in der Führung hybrider Teams und Geschäftsführerin der GRC – GetRemote Consulting GmbH aus Berlin. Mit ihrer Beratungsagentur begleitet sie Unternehmen auf dem Weg von der Präsenz- hin zur Remote-Work-Kultur.
Hertwigs Berufseinstieg sah aus wie bei vielen: ein bürogebundener Nine-to-five-Job in einer Berliner Online-Marketing-Agentur. 2013 konnte die gebürtige Niederbayerin ihren Chef davon überzeugen, als erste Mitarbeiterin im Unternehmen mobil arbeiten zu dürfen. Infolge der positiven Ergebnisse dieser Zeit wurde ihr die Agenturleitung übertragen und sie hat das ganze Unternehmen auf hybrides Arbeiten umgestellt und geleitet. Als Initiatorin und treibende Führungskraft hinter dieser Entwicklung lernte Teresa Hertwig die Vorteile und Chancen genauso wie die möglichen Stolpersteine dieser Arbeitsweise kennen. Seit Anfang 2018 begleitet sie mit ihrem Beraterteam Unternehmen dabei, eine nachhaltige hybride Arbeitskultur und -struktur zu etablieren, die die Produktivität hoch hält, ganz egal, an welchem Ort deren Mitarbeiter arbeiten.
Mit ihrer Erfahrung aus der Start-Up-Welt und den Einblicken in die deutschen 100% Remote Unternehmen, bringt sie die Digitalisierung der Führung in den deutschen Mittelstand. Zudem vernetzt sie in ihrem Remote Leadership Circle Führungskräfte über unterschiedlichste Branchen hinweg.