Höher, schneller, weiter! Damit das Hamsterrad nicht stehen bleibt, zeigen viele Unternehmer immer mehr Einsatz und versuchen, es so noch schneller zu drehen. Doch wenn wir uns immer weiter abstrampeln und dabei auf der Stelle stehenbleiben, entwickeln sich weder unsere Organisation noch wir selbst. Aber was genau hält uns eigentlich im Hamsterrad gefangen?
Raus aus dem Hamsterrad? 7 Aspekte, die es uns erschweren
Die Trainer Karin und Jürgen Heinrich stellen die sieben Aspekte vor, die den Ausstieg aus dem Hamsterrad erschweren:
1. Angst
Verlust- und/oder Versagensängste sind eine nicht zu unterschätzende Triebfeder, die uns in alten Gewohnheiten feststecken lässt. Diese Ängste lassen uns oft handeln, ohne darüber nachzudenken. Sie sitzen uns im Nacken und lassen uns Entscheidungen treffen, die wir aus einer negativen Grundstimmung heraus treffen. Ängste, etwas anders zu machen als bisher, können sehr stark sein. Aber auch lähmend. Es stimmt: Die Entscheidung, den ausgetretenen Pfad zu verlassen, kann Angst machen. Schließlich hat doch bisher alles recht gut funktioniert, oder? Bloß nichts verändern! Könnte ja schiefgehen. Sehr oft weisen gerade unsere Ängste den Weg, den wir einschlagen sollten.
2. Nicht loslassen können
Das Gefühl von „Ohne mich geht gar nichts“ ist ein weitverbreitetes Phänomen in Unternehmerkreisen. Dabei geht es hier ganz oft darum, dass viele Selbstständige Bedenken haben, die Kontrolle über das Unternehmen abzugeben, sobald sie nicht ständig am Ort des Geschehens sind. Sie haben das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Sie fühlen sich unabkömmlich. Dabei liegt das Problem meist nicht darin, dass die Firma nicht ohne den Unternehmer auskommt, sondern genau andersherum. Es ist so zur Normalität geworden, sich für alles verantwortlich zu fühlen, dass es schwerfällt, an diesem wichtigen Punkt loszulassen.
3. Identifikation mit dem Unternehmen
Nur weil Ihr Name auf dem Firmenschild steht, heißt das noch lange nicht, dass Sie dieses Unternehmen sind. Vielmehr ist das Unternehmen ein Teil von Ihnen. Sie selbst sind noch viel mehr! Was wären Sie ohne Ihre Firma? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Eine andere spannende Frage ist auch: Was wäre die Firma ohne Sie? Sie sind nicht Ihr Unternehmen! Bitte machen Sie sich das bewusst. Sie sind ein Mensch mit Recht auf ein Leben außerhalb des Unternehmens! Und Sie sind in der Pflicht, den anderen Lebensbereichen sowie Ihren ganz persönlichen Bedürfnissen mindestens genauso viel Beachtung zu schenken wie dem geschäftlichen Zweig.
4. Was sollen die anderen von mir denken?
„Der Chef muss zuerst anwesend sein und zuletzt gehen“, so haben es viele Selbstständige verinnerlicht. Was sollten denn die anderen (Mitarbeiter, Kunden, Familie etc.) denken, wenn sie das nicht tun? Schon wieder in den Urlaub fahren? Den schönen Sportwagen kaufen? „Na, kein Wunder, dass der sich das leisten kann, bei den Preisen ...“, hört man im Geiste schon die Leute unken. Viele Unternehmer machen sich das Leben selbst schwer, indem sie sich ständig Gedanken darüber machen, was andere Menschen über sie denken oder sagen könnten. Aber was passiert, wenn wir uns immer nach den anderen richten? Wir werden gelebt. Über unser Leben, unsere Entscheidungen entscheiden wildfremde Menschen und nicht mehr wir selbst. Wirklich frei sind wir, wenn es uns egal ist, was andere von uns denken! Außerdem gibt es noch genügend Menschen, die sich aufrichtig für Sie freuen werden, wenn Sie authentisch leben und handeln. Sie werden weder neidisch auf Sie sein noch komisch über Sie sprechen. Die Leute, die Ihren Erfolg wertschätzen, die sich mit Ihnen freuen, sind auch die Menschen, mit denen Sie sich schließlich umgeben wollen, oder?
5. Vermeintliche Sicherheit durch Routine
Unser Gehirn fühlt sich am wohlsten, wenn es sich nicht großartig anstrengen muss. Es liebt eine gewisse Routine. Gewohnte Tages- und Arbeitsabläufe sind bequem und geben uns Sicherheit. Wir wissen, wo und was wir anzupacken haben, was auf uns zukommt – all das gibt uns Struktur und in diesem Rahmen fühlt es sich einfach irgendwie bequem an. Wenn wir aber wachsen möchten und das Leben in seiner ganzen Vielfalt erfahren, dann ist es wichtig, aus der Routine auszubrechen. Viele UnternehmerInnen sind so damit beschäftigt, ihren Alltag zu bewältigen, dass sie keine Kraft und Energie mehr haben, um wirklich kreativ zu sein. Aus der Routine auszubrechen gelingt oft schon mit kleinen Schritten: Mal einen anderen Fahrweg in die Firma nehmen, ein anderes Restaurant besuchen ... all das lässt uns mit der Routine brechen, und ganz häufig eröffnen sich dadurch auch völlig neue Perspektiven.
6. Vorgelebtes wird automatisch übernommen
Gerade bei Generationswechseln innerhalb der Firma werden vorgelebte Rollen und Verhaltensweisen von den Nachfolgern oft einfach ungefragt übernommen. Natürlich prägen uns die Eltern im Leben am meisten. Sie haben von Anfang an den größten Einfluss und zeigen auch gerne im Unternehmen, wo es langgeht. Die Rolle, die der Vater oder die Mutter (ganz automatisch) als Chef oder Chefin spielt, wird einfach auf die nächste Generation übertragen. Vater und/oder Mutter waren fleißig? Immer vor Ort? Junior fügt sich dem Spiel und tut es gleich. Die Eltern haben sich nur einmal im Jahr Urlaub gegönnt? Klar, dass es die Jungunternehmerin auch so handhabt. Dabei wäre es hier wichtig, genau zu prüfen, ob eine solche Vorgehensweise auch in der heutigen Zeit noch aktuell ist und dem Unternehmensnachfolger auf diesem sich rasch verändernden Markt so noch genügend Agilität bleibt, um schnell reagieren zu können.
7. Fehlende Ziele oder Unzufriedenheit in anderen Lebensbereichen
Sehr oft beobachten wir, dass Menschen mit ihrem Leben außerhalb des Unternehmens nur wenig anfangen können. Was tun mit der Freizeit? Sehr oft hat das mit fehlenden Zielen im privaten Bereich zu tun. Werden keine privaten Ziele gesetzt, so verbummeln viele die Zeit lieber in der Firma, anstatt sich um Gesundheit, Hobbys oder Freunde zu kümmern. Manche Menschen sind auch schlichtweg einfach unglücklich mit ihrer privaten Situation, sodass sie sich gerne „hinter“ der Firma verstecken. Wartet zu Hause eine eher freudlose Beziehung, so verbringt so mancher die Zeit lieber auf der Arbeit. Oder man sucht Erfüllung oder Anerkennung in der Firma, wenn man sie privat nicht bekommt. Viele haben ihren Körper und ihre Gesundheit so lange vernachlässigt, dass sie meinen, daran nun eh nichts mehr ändern zu können. Zielsetzung in allen Lebensbereichen ist also zwingend notwendig, damit der Ausstieg aus dem Hamsterrad gelingen kann.
Do it!
Der folgende Schnelltest soll Sie dafür sensibilisieren, wie Sie Ihre Aufmerksamkeit und Arbeitskraft aktuell noch verteilen. Beantworten Sie die Fragen ehrlich und spontan. Verzichten Sie auf sich gut anhörendes „Weichspülen“ oder „Schönreden“. Kategorisieren Sie Ihre Antworten auch nicht sofort in „gut“ oder „schlecht“. Stellen Sie nur fest. Werten Sie nicht. Bei einigen Fragen genügt ein schlichtes „Ja“ oder „Nein“. Andere Fragen benötigen etwas mehr Tiefgang und Reflexion. Bringen Sie einfach zu Papier, was Ihnen dazu gerade einfällt. Jeder Gedanke bekommt durch Schrift mehr Substanz und kann dadurch viel besser greifbar gemacht werden! Nehmen Sie sich also am besten ein schönes Notizbuch und Ihren Lieblingsstift, eine Tasse Tee oder Kaffee und genießen Sie die Zeit bei der Beantwortung der folgenden Fragen!
Reality Check: Die eigene Erfolgs-Bilanz auf den Prüfstand stellen
- Was waren Ihre ganz persönlichen Gründe dafür, sich selbstständig zu machen?
- Haben Sie bisher auch daran geglaubt, dass „selbst“ ganz automatisch auch „ständig“ bedeutet? Warum glauben Sie das? Wo haben Sie das aufgeschnappt?
- Stimmen Sie anderen Menschen zu, die der Meinung sind, das sei das Los des Unternehmers?
- Notieren Sie spontan Glaubenssätze oder Aussagen, die Sie früher in Ihrem Leben besonders geprägt haben und die Sie heute noch als wahr empfinden.
- Wie viel Zeit verbringen Sie gewöhnlich pro Woche in der Firma? Achtung: Hierzu zählen auch Zeiten, die Sie zu Hause mit Grübeln und Nachdenken über Ihr Geschäft und etwaige Herausforderungen verbringen.
- Fühlen Sie sich „wichtiger“, je mehr Zeit Sie für Ihr Unternehmen aufwenden? Fühlen Sie sich dann vielleicht sogar etwas „wertvoller“?
- Wie verkaufen Sie Ihre Zeit? Wenn Sie objektiv Ihren Umsatz betrachten, steht dieser in direktem Verhältnis zu Ihrer investierten Zeit?
- Ganz spontan aus dem Bauch heraus: Sorgen Sie ganz gezielt für Freiräume, um sich Gedanken um Ihr Business zu machen? Gemeint sind hier keinesfalls noch mehr To-do-Listen oder Ähnliches, sondern wirklich intensive, große und umfassendere Gedanken rund um Ihre Vision oder Ihr persönliches Wachstum.
- Wie geht es Ihnen auf persönlicher Ebene? Betrachten Sie sich selbst als einen glücklichen Menschen? Fühlen Sie sich motiviert bis in die Haarspitzen? Haben Sie morgens Lust auf den neuen Tag? Fühlen Sie sich inspiriert? Wie steht es um Ihre Gesundheit? Sind Sie leistungsfähig und voller Energie?
- Was, glauben Sie, sind die drei Hauptauslöser für Ihr ganz persönliches „Hamsterrad“?
Über die Autoren
Karin Heinrich wuchs in der Nähe von Nürnberg auf. Sie absolvierte zwei Ausbildungen im kaufmännischen Bereich und arbeitete viele Jahre im Steuer- und Automobilbereich. Letzteres führte sie auch an die Themen wie Verkauf, Zielsetzung und Persönlichkeitsbildung heran. Sie eignete sich einen großen Schatz an Wissen aus Büchern, Seminaren und Vorträgen an. Seit 2009 arbeitet und lebt sie zusammen mit Ihrem Mann. Beide brennen für die gleiche Leidenschaft und Vision: Selbstständigen Wege aufzuzeigen, wie sie ganzheitliche Ziele finden und diese schneller und mit weniger Aufwand erreichen.
Jürgen Heinrich stammt aus der Nähe von Bamberg und begann seine berufliche Laufbahn mit einer kaufmännischen Ausbildung. Sehr schnell machte er sich selbstständig und gründete schon im Alter von 20 Jahren sein erstes eigenes Unternehmen. Seine anschließenden mehrjährigen Tätigkeiten als Unternehmensberater verschafften ihm den Erfahrungshorizont und das Know-how, das heute die hohe Wertigkeit seines praxisorientierten Coachings ausmacht. Auch das Wissen von mehr als dreihundert Unternehmensberatungen von klein- und mittelständischen Unternehmen fließt in seine Erfolgsstrategie mit ein. Seit April 2013 lebt und arbeitet er in Wülflingen, Unterfranken. Dort finden auch seine Coachings statt.