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Krea­ti­vi­täts­tech­niken für Anfänger und Profis

Der Weg zum Geis­tes­blitz

Sind weniger kreative Menschen weniger schlau? Viele glauben das und zweifeln an sich, wenn sie sich mit einer Aufgabe schwertun, bei der gute Ideen zählen. Doch die Wissenschaft glaubt nicht, dass Kreativität extrem an Intelligenz gebunden ist. Außerdem sei sie flüchtig, und wer montags vor Ideen nur so sprudelt, kann schon dienstags wieder auf dem Trockenen sitzen. Was also tun, wenn die Quelle der Inspiration mal wieder versiegt? Zum Glück können Kreativitätstechniken helfen.   

„Schon wieder fällt mir nichts ein. Krefativität gehört wahrlich nicht zu meinen Stärken. Aber wenn die Präsentation morgen nicht auf dem Tisch vom Chef liegt, gibt es wieder eine Predigt auf die Ohren. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich überhaupt anfangen soll.“

So oder ähnlich geht es vielen Menschen, die eine kreative Aufgabe zu bewältigen haben, die sich wie ein Berg vor ihnen auftürmt. Sie zweifeln an sich, kauen auf ihrem Stift herum und hoffen ergebnislos, dass die Idee wie ein Blitz aus heiterem Himmel auf sie herunterfährt. Und sie fragen sich: „Sind denn die anderen so viel cleverer als ich?“

Gibt es so etwas wie Kreativitätstypen?

Natürlich ist die Sache mit der Kreativität nicht für jeden so dramatisch. Viele blühen sogar regelrecht auf und brauchen keine oder kaum Kreativitätstechnik. Sie knobeln, designen, schreiben oder präsentieren grafisch gekonnt, ohne sich damit zu quälen. Dann sind sie in ihrem Element, während andere lieber Aktenberge wegsortieren, Standardanfragen an der Hotline beantworten oder anderes tun, das mit Fleiß, Ausdauer und Genauigkeit zu meistern sind.

Diese kreativen Genies sprudeln nur so vor Ideen und hassen nichts mehr, als sich in stereotypen Tätigkeiten aufzureiben. Ihre Kehrseite ist, dass sie mit alltäglichen Jobs oft nachlässig sind. Sie arbeiten flüchtig, kommen zu spät mit ihren Ergebnissen und kassieren manchen Rüffel, weil sie mal wieder suboptimal abgeliefert haben: „Ich schätze Ihren hellen Kopf sehr. Aber hier geht es nicht immer nur um Ihre Geistesblitze. Sie müssen genauso wegarbeiten und reporten wie die anderen, auch wenn Sie lieber der große Stratege wären.“ „Wumms“, das hat gesessen und führt im besten Fall dazu, dass sich die Genies endlich auf die Hinterbeine setzen und ihre Fertigkeiten im Job komplettieren.

Ist Kreativität angeboren oder muss sie erworben werden?

Umgekehrt ist das leider nicht so einfach. Denn Kreativität kann man nicht erzwingen und sie ist nicht jedem gleich in die Wiege gelegt. Die Wissenschaft ist an diesem Punkt nicht entschieden. Zwar gibt es Hinweise auf vererbten Ideenreichtum, wie etwa Zwillingsstudien und die genetische Forschung. Eindeutig sind sie aber nicht. Als gesichert gilt, dass Umwelt und Erziehung eine Rolle spielen. Wie jemand aufwächst und wie Eltern, Lehrer und die Gesellschaft die Entfaltung kreativer Fähigkeiten fördern, hat Einfluss auf die Fähigkeit, Ideen jenseits des Mainstreams zu generieren.

Ebenso prägt die persönliche Lebensgeschichte das Vermögen, kreativ zu sein. Je mehr Erfahrungen Menschen gesammelt und je mehr sie erlebt haben, desto breiter ist ihre Basis für innovatives Denken. Hinzu kommen noch Unterschiede in Persönlichkeitsmerkmalen, wie Offenheit für Veränderung, Neugierde und die Risikobereitschaft, Dinge einfach auszuprobieren, die der Kopf ausbaldowert hat.

Dazu kommen kognitive Faktoren sowie Motivation und Engagement. Wie Menschen Informationen verarbeiten und Denkmuster entwickeln, ist verschieden. Einige sind besser darin, unkonventionelle Verbindungen zwischen verschiedenen Konzepten herzustellen als andere. Wer dazu hoch motiviert ist, mit Ideenpower an eine Sache heranzugehen, wird größere gedankliche Sprünge machen als jemand, der sich pessimistisch gestimmt an einen Kreativjob macht.

Insgesamt ist Kreativität eine vielseitige Eigenschaft, die sich auf viele verschiedene Bereiche erstrecken kann, einschließlich Kunst, Wissenschaft, Technologie, Business und mehr. Die Vielfalt ihrer Ausdrucksformen und die Bandbreite der individuellen Fähigkeiten sind wichtige Treiber der menschlichen Kultur und Innovationsfähigkeit.

Theorie ist schön und gut, aber die Praxis zählt

Am Ende nutzen derlei hypothetische Überlegungen wenig, wenn die gestellte Aufgabe mehr Esprit als Energie erfordert. Das Gefühl, keine Ideen zu haben, ist frustrierend, aber normal. Es kann jedem passieren, egal mit welchem Anfangsniveau. Doch nun die gute Nachricht: Jeder kann seine kreativen Fähigkeiten durch Übung, Bildung und das Entwickeln von kreativen Denkweisen entwickeln und verbessern.

Und wenn es konkret mal hakt mit dem bahnbrechenden Denken? Dann ist die erste Frage nicht, ob man überhaupt zur Kreativität taugt oder nicht. Denn diese Selbstzweifel blockieren nur. Zuerst muss man klären, wie man sich bei der vorliegenden Herausforderung am besten helfen kann: „Liegt es an meiner Tagesform, bin ich vielleicht verbarrikadiert im Kopf, oder kann mir eine Kreativitätstechnik aus der Ideenpatsche helfen?  

Kreativität

Der Kreativität auf die Sprünge helfen

Wenn Sie das Gefühl haben, dass es an der Form liegt und dass Sie nur einen kräftigen Anschub brauchen, helfen ein paar einfache Methoden.

Entspannung und Pausen:

Manchmal liegt es an einem müden Geist, wenn die Ideenschmiede keine Glut produzieren will. Gönnen Sie sich eine kurze Pause, gehen Sie spazieren, meditieren Sie oder machen Sie etwas anderes, das Stress abbaut und den Geist erfrischt. Wenn die Zeit es erlaubt und Sie müde gedacht sind, schlafen Sie eine Nacht darüber. Oft fällt am nächsten Morgen der berühmte Groschen von selbst, nachdem man am Tag zuvor festgefahren war.

Ideen sammeln:

In vielen Fällen hilft, zunächst Ideen zu sammeln. Dabei darf es entweder vogelwild oder strukturiert zugehen. Die einen schreiben einfach auf, was ihnen gerade in den Sinn kommt, um sich in kreative Stimmung zu bringen. Andere führen ein Ideenjournal oder nutzen ein digitales Tool, um spontane Inspirationen festzuhalten. Mit einer mobilen App geht das jederzeit und an jedem Ort.

Eingehend recherchieren:

Tauchen Sie so richtig ein in das Thema, das Sie gedanklich gerade gefangen nimmt. Manchmal sind Informationen und Wissen die Quelle für kreative Lösungen, die Ihnen vorher verwehrt waren. Kreative Einfälle sind immer Durchbrüche im Denken, die Futter brauchen. „Von nichts kommt nichts“, ist hier wörtlich zu nehmen.  

Umgebung ändern:

Ändern Sie Ihre Umgebung, wenn möglich. Manchmal können ein neuer Ort oder ein anderes Setting Ihre Fantasie stimulieren. Das muss nicht nur ein anderer Raum im gleichen Gebäude sein. Besuchen Sie gern ein Museum oder den Zoo, um sich vom Stress im Hirn freizumachen.

Andere fragen und einbinden:

Es mag trivial klingen, und mancher muss dafür über seinen Schatten springen: Besprechen Sie Ihr Problem mit anderen Menschen. Kollegen. Freunde oder Familienmitglieder können Sie mit neuen Perspektiven und Vorschlägen nach vorn bringen.

Den inneren Richter abschalten:

Oft blockiert uns innere Kritik. Versuchen Sie jegliche Generalkritik an Ihren Fähigkeiten auszublenden. Und urteilen Sie nicht vorschnell negativ über Ihre Einfälle. Oft sind die nämlich besser als erwartet. Und was im ersten Gang nicht einhundertprozentig taugt, kann das Sprungbrett für eine clevere Optimierung oder eine großartige andere Idee sein.  

Die Zeit begrenzen:

Setzen Sie sich eine begrenzte Zeitspanne, in der Sie sich auf das Generieren von Ideen konzentrieren. Der Druck der Zeit kann dazu beitragen, Ihre Kreativität zu fördern. Versuchen Sie dennoch locker zu bleiben. Was Ihnen jetzt nicht einfällt, ist nicht aus der Welt. Es wartet nur darauf, in ihrem Kopf „Plopp“ zu machen.

Andere Medien konsumieren:

Lesen Sie Bücher, schauen Sie Filme, hören Sie Musik oder betrachten Sie Kunstwerke, um neue Inspirationen zu erhalten.

Zwingen Sie sich zur Kreativität:

Zugegeben, das klingt hart: Manchmal müssen Sie sich selbst herausfordern, um kreativ zu sein. Setzen Sie sich ein Ziel, Ideen zu generieren, und zwingen Sie sich, Ideen aufzuschreiben, auch wenn sie zuerst merkwürdig oder unbrauchbar erscheinen.

Meditation und Achtsamkeit:

Achtsamkeitsübungen und Meditation sind keine Werkzeuge für Weicheier, sondern machtvolle Instrumente, um das Hirn frisch zu machen und das Denken auf Vordermann zu bringen. Beide können dazu beitragen, Ihren Geist entweder zu beruhigen, um den Stress zu mindern oder wach für kreative Gedanken zu machen.

Kreative Routine entwickeln:

Schaffen Sie eine regelmäßige Routine oder Zeit für kreative Aktivitäten. Wenn Sie sich daran gewöhnen, regelmäßig kreativ zu sein, kann dies Ihnen helfen, Blockaden zu überwinden. Überlegen Sie sich eine Einstimmung. Dosierte körperliche Aktivität macht auch den Geist frisch und wach.

Fehler akzeptieren:

Seien Sie bereit, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Die Angst vor Fehlern schränkt Kreativität mehr ein, als dass Sie Vorteile bringt. Lernen Sie dosierte Risiken beim Experimentieren mit Ideen einzugehen. Besser aus einem überlebten Rückschlag gelernt als gar nichts getan.

Nicht unter Druck setzen lassen:

Ob Sie für sich selbst oder im Auftrag anderer arbeiten: Sorgen Sie, wann immer möglich, für ausreichend große Zeitfenster. Chefin oder Chef wollen es mal wieder besonders fix? Wehren Sie sich mit dem guten Argument, dass kreative Arbeiten manchmal mehr Zeit benötigen, um nicht einfach nur fertig, sondern wirklich gut zu werden. Sagen Sie nicht vorschnell zu, was sie nicht einschätzen können. Tragen Sie darüber hinaus Sorge, dass Sie alles zur Verfügung haben, was Sie für einen konzentrierten Job brauchen. Dazu gehört auch, dass der Auftraggeber seine zugesagte Unterstützung voll und rechtzeitig liefert

Kreativitätstechniken anwenden:

Wie der Name schon sagt, sind Kreativitätstechniken die technische Seite ideenreicher Aufgabenerfüllung. In der Folge finden Sie zehn der erfolgversprechendsten Methoden und Instrumente, um dem Geist auf die Sprünge zu helfen.

Zehn Kreativitätstechniken, die es in sich haben

  1. Brainstorming ist eine der bekanntesten Kreativitätstechniken. Menschen kommen zusammen, um Ideen zu einem bestimmten Thema in einer ungezwungenen Atmosphäre zu sammeln. Das Ziel ist es, eine Vielzahl von Ideen ohne Kritik oder Bewertung zu sammeln. Dieser Input wird zusammengetragen und analysiert, um entweder die besten Ansätze auszuwählen oder einen starken Mix aus ihnen zu erzeugen.
  2. Mindmapping ist eine visuelle Technik, bei der ein Hauptkonzept, ein Begriff oder eine Idee zentral auf einem Blatt oder Bildschirm platziert wird. Von diesem Zentrum aus werden verzweigte Ideen und Assoziationen in einem Diagramm festgehalten. Damit können komplexe Informationen und Ideengeflechte leicht verständlicher Form organisiert und neue Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen gefunden werden.
  3. SCAMPER ist ein Akronym, das verschiedene Fragen enthält, anhand derer bestehende Ideen überdacht oder modifiziert werden können. Jeder Buchstabe steht für eine Frage oder ein Aktionswort: „S“ für Substituieren (Ersetzen), „C“ für Kombinieren, „A“ für Anpassen, „M“ für Modifizieren, „P“ für „Put to other uses“ (Zweckentfremden), "E" für Eliminieren und „R“ für Reverse (Umkehren).
  4. CPS, der Osborn-Parnes-Kreativitätsprozess ist ein strukturierter Ansatz zur Problemlösung und Ideenentwicklung. Er umfasst verschiedene Phasen wie Vorbereitung, Informationsgewinnung, Ideenfindung, Lösungsauswahl und Umsetzung. CPS verwendet verschiedene Techniken in jeder Phase, um die Kreativität zu fördern.
  5. Bei der 6-3-5-Methode treffen sechs Teilnehmer zusammen und notieren jeweils drei Ideen auf einem Blatt Papier. Nach fünf Minuten reichen sie die Blätter weiter, und die anderen Teilnehmer setzen die Ideen fort oder entwickeln sie weiter. Dieser Prozess wird mehrmals wiederholt, um eine Vielzahl von Ideen zu generieren, aus denen man wählen kann.
  6. Die Reizwortanalyse ist eine Technik, in der zufällig ausgewählte Wörter oder Bilder zum Ausgangspunkt für kreative Ansätze werden. Die Teilnehmer versuchen, Verbindungen zwischen dem Reizwort und dem Problem, das sie lösen möchten, herzustellen. Besonders geeignet ist diese Methode, wenn unkonventionelle Lösungsvorschläge benötigt werden.
  7. Der morphologische Kasten verwendet eine Matrix, um verschiedene Elemente oder Merkmale eines Produkts oder einer Idee zu variieren. Durch die systematische Kombination verschiedener Optionen entstehen neue Ansätze.
  8. Bei Rollenspielen und sogenannten Perspektivwechseln schlüpfen Personen in verschiedene Rollen oder betrachten ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven, um auf neuartige Lösungen zu kommen.  Festgefahrene Denkmuster lassen sich so durchbrechen.
  9. TRIZ (Theorie des erfinderischen Problemlösens) ist eine Methode, die auf Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten beruht, um innovative Lösungen für technische Probleme zu finden. Sie basiert auf der Idee, dass viele Erfindungen auf ähnlichen Prinzipien beruhen und sich auf andere Bereiche übertragen lassen.
  10. Beim Prototyping werden Ideen schnell in greifbarer Form visualisiert, getestet und weiterentwickelt. Perfektionismus wird bewusst vermieden, um nicht an der wahren Herausforderung vorbeizuagieren. Zuerst erzeugt man eine tragfähige Basis, prüft, was daran gut und weniger gut ist und lernt daraus. Anschließend entwickelt man passend weiter.

Hier geht’s zur nächsten bahnbrechenden Idee

Haben Sie also keine Sorgen, wenn Sie sich durch kreative Blockaden ausgebremst fühlen, und werfen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn es im Kopf nicht schnell Klick macht. Ihre Kreativität kann mit der richtigen Einstellung und klug gewählten Praktiken wieder erfolgreich angeregt werden. Experimentieren Sie mit den oben genannten Strategien und passen Sie sie an Ihre persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben an. Mit der Zeit werden Sie ziemlich sicher feststellen, dass kreative Ideen wieder fließen.

Die Liste ist keineswegs vollständig, und es existieren noch einige Kreativitätstechniken und Ansätze mehr, die je nach Kontext und Ziel zum Einsatz kommen. Alle genannten und erprobten Techniken stellen wertvolle Werkzeuge dar, um innovative Lösungen zu finden und die kreative Denkfähigkeit zu steigern.

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Bildquellen: goir / istockphoto, ChayTee / istockphoto