Ich halte es für wichtig, dass verschiedene Lebensbereiche ausreichend Platz in unserem Alltag bekommen, und zwar genau so viel Platz, dass wir damit zufrieden sind. Gleichzeitig glaube ich nicht daran, dass unser Ziel eine Work-Life-Balance sein sollte.
Eine neue Work-Life-Balance - das Tailor-your-Life-Prinzip
Es ist an der Zeit, das alte Modell der Work-Life-Balance durch ein neues Modell zu ersetzen. Eines, das besser zu unseren vielschichtigen und unterschiedlichen Lebensentwürfen passt und das auf den Prinzipien des Patchworks beruht. Ich nenne es das Tailor-your-Life-Prinzip.
Das Waagemodell der Work-Life-Balance
Das Waagemodell der Work-Life-Balance impliziert, dass die optimale Rezeptur für ein zufriedenes Leben vor allem in einer gleichbleibend ausgewogenen Menge von bezahlter Arbeit und Privatleben liegt, die bestenfalls dem Maßstab 8-8-8 (acht Stunden Arbeit, acht Stunden Familie/Freunde/Freizeit/sportliche Betätigung, acht Stunden Schlaf) entspricht.
Diesem scheinbar optimalen Modell jagen wir nun alle hinterher, die wenigsten unter uns erreichen diese Aufteilung allerdings. Dies führt dazu, dass wir unzufrieden sind, und wir glauben, unser Leben laufe falsch. Wir machen uns innerlich Vorwürfe, dass wir so unachtsam mit uns und unserem Körper umgehen, wenn wir dauerhaft zu viel arbeiten, oder wir jammern, weil wir zu viel Zeit im Haushalt investieren, anstatt auf der Couch zu liegen und ein Buch zu lesen.
Eine der Befragten in meiner Onlineumfrage zum Thema schrieb in den offenen Kommentaren zum Thema Work-Life-Balance dazu sehr passend:
Ich habe das Gefühl, ein bisschen Stress darf schon gar nicht mehr sein. Work-Life-Balance stresst genauso wie die Models in den Magazinen ...
Die Gestaltung unseres Lebens nach dem Tailor-your-Life-Prinzip hingegen bedeutet, dass wir unser Leben nicht nach einem vorgegebenen Schnittmuster nähen, denn es gibt gar keine Mastervorlage für das perfekte Patchworkprodukt. Das Tailor-your-Life-Prinzip setzt auf Individualität, Kreativität, Veränderung und Diversität. Patchworkdesigns leben vom Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien, Farben, Größen und Muster und so gleicht kein Modell dem anderen.
Dein Leben nach individuellem Design
Auf das Leben übertragen bedeutet dies, dass unser Lebensteppich zu 100 % individuell gestaltet werden darf und sollte. Dies fangt schon bei der Menge des Schlafs an, welche laut aktueller Auflistung der National Health Foundation bei Menschen im Alter zwischen 26 und 74 Jahren zwischen sechs und zehn Stunden liegen kann.
So mag der Teppich des einen aus vielen kleinen Flicken und vielen Farben und Mustern bestehen, während sich der Teppich des anderen aus mehreren großen Teilen in wenigen Farben zusammensetzt. Die eine unter uns arbeitet viel und lange, während die andere schon ab 15 Uhr den Garten umgräbt. Der eine schläft von 21 Uhr bis sechs Uhr, der anderen reicht es, von 23 Uhr bis 6.30 Uhr zu schlafen. Die einen sitzen nachmittags im Sandkasten mit ihren Kindern, um Burgen zu bauen, und haben deshalb einen großen Flicken mit der Aufschrift ≫mit Kindern spielen≪ in ihren Teppich eingenäht, während die anderen für den Marathon trainieren und deshalb ein großer Flicken ≫Sport≪ vernäht werden muss. Wie genau dein Teppich aussieht, hast du als Designer letztlich selbst in der Hand.
Niemals mit anderen vergleichen
Dies bedeutet auch, dass du deinen Teppich niemals mit dem von anderen vergleichen solltest. Patchworkteppiche leben von ihrer Individualität. Jedes Stück ist ein Unikat. Genau deshalb macht jeder Vergleich überhaupt keinen Sinn. Doch dazu neigen wir leider sehr häufig. Wir schauen uns den Flickenteppich des linken Nachbarn an und finden es ungerecht, wenn hier ein Flicken mit ≫ab 14 Uhr auf der Terrasse liegen≪ eingenäht ist, während wir weiterhin auf dem Flicken ≫im Büro schuften≪ stehen; wir blicken auf die Bikinifigur unserer Nachbarin, die täglich morgens um acht Uhr joggen geht, weil sie nicht ins Büro muss, und jammern darüber, dass wir diesen Flicken in unseren Teppich nicht integrieren können, weil uns die Zeit dazu fehlt. Wir sehen, dass die Mutter von nebenan regelmäßig mit ihren Kindern im Garten töpfert und das auch noch auf Facebook postet, während wir noch im Call hangen und denken ≫Ja, das hätte ich auch gerne!≪; gleichzeitig blicken wir auch auf das Arbeitstier von nebenan, das sich von seinem hohen Gehalt den zweiten Porsche gekauft hat, und denken: ≫Ja, den hatte ich auch gerne!≪
Warum tun wir das?
Weil wir neidisch sind, neidisch auf das, was wir nicht haben. Dummerweise macht Neid uns aber unzufrieden und langfristig gesehen auch unglücklich. Neid führt nicht nur zu feindseligem Verhalten gegenüber denjenigen, auf die wir neidisch sind, sondern Neid beschert uns darüber hinaus auch unangenehme und ungesunde Emotionen, wie Angst, Wut, Hass und Ärger. Nutze deinen Anflug von Neid also lieber dazu, deine Flicken im Teppich zu überprüfen und ggf. auszutauschen.
Freue dich regelmäßig auch über das, was du in deinem Teppich bereits eingenäht hast. Überlege dir zudem, welche Vorteile es hat, dass einige Flicken, die du im Nachbarteppich entdeckst, bei dir nicht auftauchen. Was bleibt dir dadurch unter Umständen erspart? Wenn das immer noch nicht ausreicht, dann überlege dir genau, welcher Flicken in deinem Teppich noch fehlt bzw. größer oder kleiner werden sollte, damit du wirklich zufrieden mit deinem eigenen Lebensdesign sein und neidlos auf andere Teppiche blicken kannst.
Über den Autor
Facettenreiche Life-Experience, professionelle Kompetenz und wissenschaftliche Expertise, dafür steht Daniela Elsner. Als mehrfach ausgezeichnete Professorin für Didaktik, Business-Life Coach, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Sachbuchautorin und Mutter von 2 + 1 Kindern ist sie authentische Expertin für das Thema Vereinbarkeit von Karriere und Co. Mit Leidenschaft, Empathie und wissenschaftlicher Kompetenz coacht sie Menschen, die ihr berufliches und privates Leben erfolgreich gestalten und weiterentwickeln wollen.
„Ich unterstütze ambitionierte Menschen in der Rushhour ihres Lebens. Ich helfe ihnen zu erkennen, was sie wirklich wollen und was ihnen zusteht, und ich unterstütze sie dabei, dies ehrlich einzufordern und mutig umzusetzen.“, beschreibt die Autorin ihre Rolle. Der Schlüssel für ein zufriedenes und erfolgreiches Leben liegt ihrer Ansicht nach allerdings grundsätzlich in uns selbst. Dabei appelliert die Autorin schonungslos an unsere Selbstverantwortung. Ihr authentisches Fundament für diesen Appell hat sich Daniela Elsner auch durch eigene, nicht immer bequeme Lebenserfahrungen, erarbeitet. Ob karrierebedingte Umzüge, kleinkindbedingte schlaflose Nächte vor wichtigen Präsentationen, private Trennung oder herausfordernde Führungsaufgaben, Daniela Elsner hat all das selbst durchlebt, pragmatische Lösungen gefunden und erfolgreich umgesetzt. Alleine diese erfahrungsbasierten Kompetenzen machen sie zu einem Coach der besonderen Art.
Als Wissenschaftlerin reicht dies Daniela Elsner allerdings nicht aus: „Meine Beratung basiert nicht allein auf meiner subjektiven Erfahrung, sondern stützt sich grundsätzlich auch auf empirische Erkenntnisse.“ Durch ihr didaktisches Know-how gelingt es ihr dieses abstrakte Wissen besonders verständlich zu vermitteln. Dadurch hilft sie ihren Klienten auch die psychologischen Hintergründe für ihre individuelle Weiterentwicklung im Coaching zu verstehen. Kurzum, Daniela Elsner lebt was sie predigt: „Eine Expertin mit Charisma, die nicht nur stark ist in der Kommunikation, sondern auch dadurch beeindruckt, dass sie zahlreiche Dinge unter einen Hut bekommt.“ (Dr. Stefan Wachtel, Executive Coach, Buchautor und Speaker)