Management, Führung

Das Jingle-Bells-Projekt: Eine Weih­nachts­feier der dritten Art!

von Sylvia Löhken

Introvertiert in die Feiertage: Finde die 3. Alternative!

Teil 1: Das Jingle-Bells-Projekt: Eine Weihnachtsfeier der dritten Art

Teil 2: Wo feiern wir? Der dritte Weg zwischen Lasten und Aufbrüchen

Teil 3: Es knallt! Silvester.

Im Dezember beginnt für viele von uns die stressigste Zeit des Jahres. Weihnachtsfeiern, Geschenkestress und jede Menge Trubel: Nicht nur für introvertierte Menschen ist das eine echte Herausforderung. Wie Sie die Vorweihnachtszeit und die Feiertage trotzdem genießen können? Finden Sie 3. Alternativen! Wie das geht? Intro-Expertin Sylvia C. Löhken und Synergie-Großmeister Stephen R. Covey verraten es Ihnen.

In unserer vierteiligen Synergie-Serie erfahren Sie, wie introvertierte und extrovertierte Menschen gemeinsam Ideen entwickeln, die für alle ein Gewinn sind. Im ersten Teil geht es um ein Ereignis, das manche ganz wunderbar finden, wogegen es bei anderen einfach nur Stress verursacht: die Weihnachtsfeier!   

Mini-Serie: Entspannt durch die Weihnachtszeit - Teil 1

Das Jingle-Bells-Projekt: Eine Weihnachtsfeier der dritten Art!

In der Chefetage

„Na klar bin ich dabei!“, Isabell seufzt innerlich. Die Rutschbahn zum Jahresende ist mit plötzlich auftauchenden Zusatzaufgaben gespickt. Aber wenn der Geschäftsführer selbst sie bittet, sich jetzt kurzfristig um die Weihnachtsfeier der Finanzabteilung zu kümmern?! Da gibt es wohl kein Entkommen. Und dass der Personalbereich bei den derzeitigen Lücken in den Teams gerade keine Kapazität für Jingle-Bells-Projekte hat, versteht sie ja. Es ist erst einmal ein gutes Zeichen, dass Erik ihr als Leiterin des Controlling-Bereichs zutraut, mal eben eine Feier für 30 Personen auf die Beine zu stellen. Wobei er als Extrovertierter wahrscheinlich denkt, dass die vielen Introvertierten in der Abteilung sowieso nur Tee und Kekse und dann ihre Ruhe wollen.

Nein, so darf es nicht laufen. Isabells Gedanken tanzen. Sie runzelt die Stirn. Dann lächelt sie Erik an: „Aber nur, wenn wir dich am 9. Dezember als Überraschung einplanen können!“, ergänzt sie. Erik meint: „Plant mich ein. Überraschungen: immer!“

Zwei Stunden später. Kantine

Isabell isst mit ihrer Lieblingskollegin Edith aus dem Marketing zu Mittag und erzählt von ihrem neuen Projekt. „Na, Glückwunsch, Isabell – Jingle Bells! Klarer Lieblingsjob für eine Intro, oder? Immerhin wirst du nach oben super sichtbar, wenn das läuft. Was stellst du dir eigentlich vor? Erik liebt es bunt und gesellig. Und er will vorkommen. Die Extros in deiner Abteilung am liebsten auch. Aber deine Abteilungsintros sehen es bestimmt als großes Opfer, auf den ruhigen Wochenausklang zu Hause zu verzichten.“

Isabell nickt: „Ja, nicht leicht. Es soll für alle schön werden. Ich denke, es geht darum, alle Bedürfnisse einzubeziehen, und nicht irgendwelche mühsamen Kompromisse zu schließen.“

Edith antwortet: „Das braucht Zeit. Weißt du was? Hol dir doch ein Team für Ideen und Organisation.“

Isabell denkt laut nach: „Wie könnte das gehen, Edith? Alle sind hier gerade bis zum Anschlag mit der Arbeitsbelastung und den Lücken im Stellenplan.“

Edith strahlt: „Frag deine Marketing-Frau: Such dir diejenigen, die Lust darauf haben könnten, etwas sichtbarer zu sein. Und die nicht so viel zu tun haben. Die können dann auch etwas entwickeln, was nicht einfach entweder die Partymäuse oder die Tee-und-Keks-Fans bedient! Nimm doch … Hey, wie wäre es mit ein paar Azubis?“

Isabell denkt einen Moment nach: „Wie wäre es mit einem gemischten Team? In den letzten zwölf Monaten sind allein bei uns vier Kollegen in den Ruhestand gegangen. Vielleicht könnte ich die einladen, zusammen mit den Azubis zu planen? Das sind alte Häsinnen und Hasen, die kennen die Menschen und die Firma …“

Edith denkt praktisch und in Anreizen: „Wozu sollten die das tun?“

Isabell meint: „Sie sind der Firma verbunden. Und sie haben eine Rolle. Sind aktiv und nicht nur Gäste. Und die Azubis: Da fallen mir sofort ein paar ein, die gern organisieren. Ich finde bestimmt auch einen Bonustopf für ein Extra-Projekt. Das Jingle-Bells-Projekt! Auch ein Anreiz, oder?“

Edith nickt, ganz Marketing: „Versuch es. Und dann lass sie auch machen!“

Tipps von Sylvia C. Löhken

  1. Nutzen Sie Ihr aktives Hirn, um über neue interessante Lösungen nachzudenken. Wer, wenn nicht Sie?
  2. Überlegen Sie, wer Ihnen helfen könnte. Kreative Ideen zu haben ist toll. Um diese Ideen umzusetzen, sprechen Sie die richtigen Menschen an, die das übernehmen. 
  3. Finden Sie am Ort der Weihnachtsfeier zuallererst heraus, wo Sie zwischendurch eine kurze Auszeit nehmen könnten. 

Am 9. Dezember. Vor einem Hangar

Erik kommt wie bestellt gegen 19 Uhr zu dem alten Hangar, der schon lange nicht mehr genutzt wird. Nicht so richtig gemütlich – aber interessant. Er weiß noch immer nicht, was er tun soll. Aber hey – Überraschung! Und seine Ohren hält er mit einer original finnischen Weihnachtself-Spitzmütze warm.

Am Eingang sieht er als ersten Martin Meier – bis vor ein paar Monaten Gruppenleiter Steuern. Er plaudert mit Zoe, einer Azubi. Als sie Erik sehen, lächeln sie sich an. Dann kommen sie auf ihn zu. „Hallo Erik! Willkommen! Wir sind hier, um dich etwas zu briefen. Wir dachten, jetzt ist eine gute Zeit.“

Erik ist erstaunt: „Briefing? Was passiert hier gerade?“

Martin räuspert sich: „Also, wir haben uns zusammengesetzt: drei frische Pensionäre, drei Azubis und Anna, die Praktikantin aus dem PR-Bereich. Und dann haben wir überlegt, was wir uns von einer Weihnachtsfeier wünschen …“

Erik nickt: „Ich habe sicherheitshalber eine kleine Rede vorbereitet. Das muss eigentlich immer.“

„Tja“, setzt Zoe vorsichtig an. Schließlich spricht man nicht jeden Tag direkt mit dem Chef: „Also wir haben im Projektteam überlegt, wie wir eine Weihnachtsfeier gestalten, die viele schön finden. Und die vielleicht auch besonders ist – interessant eben.“

„Das hat richtig gedauert!“ lächelt Martin. „Aber wir haben uns zugehört und dann gemeinsame Ziele gesetzt, und dann haben wir Ideen entwickelt … Wir Ehemaligen wussten natürlich auch das ein oder andere.“

„Klingt richtig unternehmerisch!“, nickt Erik anerkennend. Wow, denkt er, so wachsen Nachwuchskräfte heran. Und Mentoren haben sie auch.

Martin zieht eine Karteikarte aus seinem Tweedsakko: „Anna und die Azubis haben schon einen kleinen Jahresrückblick gestaltet: vier große Poster – mit Sprechblasen, Fotocollagen, Zeichnungen … Hängt alles drinnen, Platz gibt es genug, auch für schön ruhige Gesprächsecken. Und die Weihnachtsdeko mit Catering: Na, du wirst ja sehen … Aber zurück zu Deiner Rolle, Erik: Wir würden gern ein kleines Interview mit Dir machen. Wir haben ein paar Fragen vorbereitet, wie einige Dinge im letzten Jahr aus Deiner Sicht liefen. Und wir würden gern Publikumsfragen moderieren. Du wirst in ganzer Schönheit an die Wand geworfen; wir haben einen guten Screen. Danach gibt es eine Online-Abstimmung zu den Highlights und den Fails des Jahres – kommt ins Intranet. Und dann …“

„Jaaa?“

„Dann wünschen wir uns ein Weihnachtslied von Dir. Du spielst doch Klarinette. Wie wäre es mit Jingle Bells? Martin zuckt mit den Schultern: „Die habe ich jetzt natürlich nicht dabei.“

„Kein Problem. Deine Frau hat sie rechtzeitig in die Firma gebracht.“ Zoe lacht. „Und sie ist schon gespannt, wie du dich gleich hier so machst. Sie steht gerade mit Isabell zusammen. Überhaupt: Ohne Isabell würde das hier alles nicht passieren. Sie ist großartig!“

„Bist du bereit?“, fragt Martin.

Erik lächelt und nickt. Aus der Tür dringen Gesprächsfetzen und Lachen zu ihm.

Später, immer noch vor dem Hangar

Isabell nimmt sich einen ruhigen Moment vor der Tür. Eine Klarinette spielt die letzten Takte Jingle Bells. Applaus. Fröhliches Lachen. Heute ist etwas entstanden. Sie weiß noch nicht, was es ist – aber es fühlt sich gut an.

Wie die Geschichte weitergeht? Das erfahren Sie in Teil II!

Tipps von Stephen R. Covey

  1. Der Schlüssel zur 3. Alternative ist, dass Sie Unterschiede schätzen. Ob introvertiert oder extrovertiert: Lernen Sie voneinander. Bringen Sie Ihre jeweiligen Stärken zusammen. Dann sind überraschend kreative Lösungen möglich.
  2. Gehen Sie offen auf andere zu: Sagen Sie ehrlich, wenn Sie sich mit einer Situation nicht wohlfühlen. Fragen Sie Ihr Gegenüber: „Bist du bereit, eine Lösung zu finden, die für uns beide ein Gewinn ist?“
  3. Geben Sie sich nicht mit unliebsamen Kompromissen zufrieden. Ein Kompromiss hat meistens einen faden Beigeschmack. Nutzen Sie Kompromissvorschläge als Sprungbrett für neue, bessere Lösungen.

Sind Sie Intro, Extro oder Zentro? Finden Sie es hier heraus:

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Über die Autoren

Dr. Sylvia Löhken ist einem breiten Publikum als Expertin für intro- und extrovertierte Kommunikation bekannt. Sie hilft Menschen, sich selbst und andere besser zu verstehen und mit dem, was sie sind, erfolgreich zu sein: an Hochschulen und Forschungsinstituten, in Führungsetagen und auf Kongressen, in Konferenzräumen und im Zusammenleben mit anderen. Sylvia Löhkens Ausgangsfrage ist: Wie gestalten wir unser Leben am besten als die Persönlichkeiten, die wir sind? Das Thema Gespräche treibt sie dabei schon lange um. Ihre Bücher über intro- und extrovertierte Kommunikation (alle bei GABAL erschienen) sind mit 25 Sprachen und über 500.000 verkauften Exemplaren internationale Bestseller. Sie trugen entscheidend dazu bei, den „kleinen Unterschied“ zwischen Intro- und Extrovertierten zu etablieren. Auch die Medienresonanz war und ist groß, bis hin zu Coverstorys in Der Spiegel und Psychologie heute, Interviews in Brigitte, El País oder Madame Figaro, im Deutschlandradio und im NDR, im Handelsblatt und in Psychologies sowie Fernsehauftritten im ZDF, WDR und ORF.
Sylvia Löhken arbeitet weltweit als Coach, Trainerin und Rednerin. Häufig begleitet sie introvertierte Persönlichkeiten auf ihrem Erfolgsweg.

Dr. Stephen R. Covey, ein millionenfacher Bestsellerautor von Selbsthilfe- und Business-Klassikern strebte danach, den Lesern zu helfen, die Prinzipien zu erkennen, die sie zu persönlicher und beruflicher Effektivität führen würden. Sein bahnbrechendes Werk Die 7 Wege zur Effektivität veränderte mithilfe eines überzeugenden, logischen und klar definierten Prozesses die Art und Weise, wie Menschen über ihre Probleme denken und handeln. Als international angesehene Autorität zum Thema Führung, Familie, sowie Organisationsberatung und Autor helfen seine Werke Millionen von Lesern. Er verkaufte mehr als 40 Millionen Bücher in 50 Sprachen. Die 7 Wege zur Effektivität gelten als einflussreichstes Businessbuch des 20. Jahrhunderts. Er war der Autor von Die 3. Alternative, Der 8. Weg und vielen weiteren Titeln. Covey hielt einen MBA von Harvard und einen Doktortitel von der Brigham Young University. Er lebte mit seiner Frau und seiner Familie in Utah.

Als Dr. Stephen R. Covey 2012 verstarb, hinterließ er ein beispielloses Erbe an Weisheiten über Führung, Zeitmanagement, Effektivität, Erfolg sowie Liebe und Familie.