Von Volker ter Haseborg
Über den Privatmann Frank Thelen ist wenig bekannt. Was macht er, wenn er nicht mit seinen Start-ups beschäftigt ist? Was steckt hinter der selbstbewussten Fassade?
Ein Mann, der durchaus an sich zweifelt. Ein Ehemann, der den Rat seiner Frau sucht. Und ein Mensch, den es in seiner Freizeit ans Wasser zieht.
Warst du eigentlich immer schon so selbstbewusst wie heute?
Nein. Ich bin nicht so selbstbewusst, wie ich wirke. Innerlich bin ich ein Zweifler. Ich habe immer noch in mir, dass ich ein Verlierer bin: Ich bin von der Schule geflogen, ich habe kein Studium abgeschlossen, ich habe die Riesenpleite hingelegt. Selbst heute sagen noch einige: Thelen ist ein Schwätzer, weil er im Fernsehen ist.
Wie gehst du damit um?
Ich mache immer das, woran ich glaube. Ich habe an die »Höhle der Löwen« geglaubt. Es ist okay, wenn ich bei Markus Lanz in der Talkshow sitze. Ich habe über Jahre mehr Selbstbewusstsein ausgestrahlt, als ich hatte. Das habe ich als Gründer in mir: Du musst deine Mitarbeiter überzeugen, die Investoren, die Kunden. Heute bin ich mit mir zufrieden. Aber erst seit Kurzem.
Was ist passiert?
Es war ein langer, harter Weg – aber heute bin ich davon überzeugt, dass das funktioniert, was wir machen. Wir werden eines der klügsten und besten Teams aufbauen. Physiker und Chemiker wollen für uns arbeiten, weil Gründer sagen, dass wir der Grund für ihren Erfolg sind. Wir haben es geschafft, eine positive und inspirierende Atmosphäre zu kreieren, sodass die Leute gerne bei Freigeist arbeiten. Das kommt alles zusammen. Und das Selbstbewusstsein kommt hinterher. Ich hoffe, dass ich nicht wieder überschnappe, wie vor meiner Pleite, und mir wieder einen dicken BMW kaufe. Ich hoffe, es wird ein ruhiges Selbstbewusstsein.
Kann man Selbstbewusstsein lernen?
Ich glaube nicht. Du musst wissen, was du gemacht hast. Wenn ein Fußballer weiß, dass er morgens der Erste auf dem Trainingsplatz war, sich gut ernährt hat, jedes Video vom Gegner studiert hat – dann hat er mehr Selbstbewusstsein auf dem Platz. Das ist das, was wir hier machen. Deshalb ist es mir auch egal, wenn manche sagen, dass wir in einer Fernseh-Blase arbeiten. Wir wissen, was wir tun.
Welche Rolle spielt deine Frau Nathalie in deinem Leben?
Meine Frau ist ein extrem wichtiger Teil meines Lebens. Sie erdet mich, sie fordert mich heraus. Mit ihr spreche ich als Erstes über neue Ideen. Sie hat einen großen Einfluss.
Was machst du eigentlich, wenn du nicht im Job bist? Gibt es den Menschen Frank Thelen?
Meine Frau ist eher sozial, lädt Freunde ein – und ich ertappe mich dabei, dass ich mit denen wilde Diskussionen über die Zukunft der Menschheit starte, obwohl sie eigentlich nur entspannt grillen wollten. Ich bin so tief in meiner Mission, die Welt zu verändern, dass ich anderen häufig nicht so viel Spielraum lasse. Das ist schwierig. Mein Privatleben existiert kaum.
Und Hobbys?
Ich schwimme gerne und regelmäßig. Mit meiner Frau gehe ich snowboarden, oder wir fahren eFoil. Ansonsten bin ich im Privatleben so, wie ich im Beruf bin. Das bringt durchaus Herausforderungen mit sich.
Über den Autor
Volker ter Haseborg arbeitet seit 2018 als Reporter für die WirtschaftsWoche. Davor war er für das Wirtschaftsmagazin Bilanz, das Hamburger Abendblatt und die Münchner Abendzeitung tätig. Für seine Arbeit wurde der Absolvent der Deutschen Journalistenschule mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Deutschen Reporterpreis, dem Otto-Brenner-Preis oder dem Medienpreis Politik des Deutschen Bundestages. Er ist Autor des Wirtschaftsbuch-Bestsellers „Die Wirecard-Story“.