Um toxisches Verhalten am Arbeitsplatz zu vermeiden, sollten Chefs Klatsch und Tratsch nicht ignorieren, ihr eigenes Verhalten hinterfragen und eine Kultur der Geradlinigkeit fördern.
Jedes Unternehmen auf der Welt kämpft mit einer Gefahr, die sein Überleben ernsthaft beeinträchtigen könnte. Coronavirus? Nicht genau, aber es ist eine Form von Virus.
Es ist Tratsch.
Wann immer Menschen zusammenarbeiten, sei es beruflich oder privat, ist Klatsch und Tratsch präsent. Traurigerweise ist es für viele von uns ein so normalisiertes Verhalten, dass wir nicht einmal wissen, dass wir es tun.
Aber Tratsch ist schädlich. Er untergräbt das Vertrauen. Und wenn Ihnen Ihre Marke und der Standard, den Sie für Ihr Unternehmen setzen, am Herzen liegen, werden Sie das Problem frontal angehen - und bei sich selbst anfangen.
Sind Sie als Führungskraft Teil des Problems?
Hier ist ein Schnelltest, um festzustellen, ob Sie als Führungskraft Teil des Problems sind (Hinweis: Sie sind es). Wenn Menschen vor Ihnen stehen, sprechen Sie über sie in demselben Ton und mit denselben Worten, die Sie verwenden, wenn sie nicht da sind? Wenn es irgendeine Ungleichheit gibt (Hinweis: es gibt sie), dann leben Sie Ihren Teammitgliedern, Ihrer Familie und Menschen in jedem Bereich Ihres Lebens das falsche Verhalten vor.
Einer meiner Mentoren, der Bestsellerautor und international angesehene Autorität zum Thema Führung, Dr. Stephen R. Covey, verwendete in seinen Büchern das Konzept des "Loyal sein gegenüber den Abwesenden". Wenn dies zu Ihrem Standard als Führungskraft wird, ändert sich Ihre Unternehmenskultur sofort.
Der beste Ansatz, um Tratsch aus Ihrer Kultur zu beseitigen, ist, ihn selbst nicht mehr zu verursachen.
5 Strategien zur Vermeidung von toxischem Verhalten am Arbeitsplatz
- Verpflichten Sie sich, in jedes Gespräch mit der Absicht zu gehen, keine Drittperson zu verunglimpfen oder zu kritisieren, es sei denn, Sie haben zuerst mit dieser Person direkt über das Thema gesprochen. Und wenn Sie diesen ersten Test bestanden haben, fragen Sie sich trotzdem: "Warum habe ich das Bedürfnis, dies mit dieser anderen Person zu teilen?" "Ich habe das Problem bereits mit Tim gelöst, warum spreche ich also jetzt mit Annie darüber?" und " Inwiefern fördert mein Verhalten das Vertrauen zu den beiden Personen?"
- Bringen Sie den Mut auf, Probleme auf diplomatische Weise direkt bei denjenigen anzusprechen, mit denen Sie normalerweise zu tun haben. Das bedeutet nicht, dass Sie bei jedem, dem Sie begegnen, eine Interventionskampagne führen und vermeintliches Unrecht berichtigen sollen. Wählen Sie Ihre Themen sorgfältig aus. Sie werden feststellen, dass je mehr Sie den Muskel der Geradlinigkeit aufbauen und direkt mit den Leuten sprechen, wenn Sie eine Enttäuschung oder einen Konflikt erfahren, desto weniger werden Sie den Drang verspüren, mit jemand anderem darüber zu tratschen.
- Prägen Sie sich dieses Zitat von Stephen R. Covey ein: "Die Ursache für fast alle Beziehungsschwierigkeiten liegt in widersprüchlichen oder unterschiedlichen Erwartungen bezüglich Rollen und Zielen.” Je klarer Sie sich darüber sind, was Sie von anderen erwarten und was sie von Ihnen erwarten, desto weniger Spannungen und Ängste werden Sie in jedem Bereich Ihres Lebens erleben. Oft ist Tratschen eine Befreiung von diesen Spannungen, die wir normalerweise selbst erzeugt haben.
- Widerstehen Sie dem Impuls, nach moralischer Überlegenheit zu streben und andere Plauderer zu verurteilen. Konzentrieren Sie sich auf Ihr eigenes Verhalten. Leben Sie vor, was Sie in Ihrem Team sehen wollen. Andere werden sofort eine Veränderung in Ihrer Wortwahl bemerken und feststellen, dass Sie sich nicht auf beziehungsschädigende, vertrauenszerstörende Verhaltensweisen einlassen. Wenn Sie erleben, dass Teammitglieder tratschen, versuchen Sie etwas zu sagen wie: "Ich bin sicher, dass das nicht Ihre Absicht ist, aber wenn André hören würde, dass Sie das über ihn sagen, vermute ich, dass er beleidigt wäre oder, schlimmer noch, sich bloßgestellt fühlen würde. Ich ermutige Sie, direkt mit ihm darüber zu sprechen, und wenn ich irgendwelche Probleme mit ihm habe, werde ich das Gleiche tun." Kleine, subtile, umlenkende Sätze zeigen, was Ihr neuer Maßstab ist.
- Achten Sie auf den Wunsch, schlecht über jemanden sprechen zu wollen, wenn er nicht anwesend ist. Entscheiden Sie sich entweder bewusst für einen zurückhaltenden Kommentar oder machen Sie der abwesenden Person ein Kompliment, indem Sie sagen, was Sie an der Person schätzen. Mit etwas Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen kann jeder von uns etwas finden, das er an anderen Menschen schätzt. Dies könnte zu einer Änderung der Einstellung führen, wie Sie sie sehen und ein tieferes Verständnis ihrer allgemeinen Motive im Leben aufdecken.
Wollen Sie Ihre Unternehmenskultur verändern? Es kann von Gespräch zu Gespräch gelingen. Und es geht schneller, als Sie denken.
Über den Autor
Scott Miller ist Executive Vice President of Thought Leadership bei FranklinCovey, einem der renommiertesten Leadership-Institute weltweit. In seiner früheren Funktion als Executive Vice President of Business Development und Chief Marketing Officer verantwortete er den globalen Transformationsprozess der Marke FranklinCovey. Zuvor war er General Manager des Bereichs Kundenbetreuung sowie von FranklinCovey in der Central Region USA mit Sitz in Chicago. Scott trat dem Covey Leadership Center 1996 als Client Partner der Abteilung Education bei.
Seine berufliche Laufbahn startete Scott 1992 bei der Disney Development Company als Gründungsmitglied des Entwicklungsteams, das die Planstadt Celebration in Florida entworfen hat.
Scott schreibt eine wöchentliche Leadership-Kolumne für Inc.com und liefert regelmäßig Beiträge für Arianna Huffingtons Thrive Global. Darüber hinaus betreibt er einen wöchentlichen Webcast, Podcast und Newsletter, in denen er Interviews mit renommierten Business-Titanen, Autoren und Experten zum Thema Leadership führt.
Scott lebt mit seiner Frau und seinen drei Söhnen in Salt Lake City, Utah/USA.