„Sterne leben“ ist das erste Buch von Drei-Sterne-Koch Jan Hartwig und seiner Co-Autorin Sabine Steinbeck. Darin stellen die beiden die Erfolgsprinzipien vor, mit denen es Hartwig bis an die Spitze seiner Zunft geschafft hat. In unserem Interview sprechen sie über ihre gemeinsame Arbeit am Buch, über die Gespräche mit prominenten Experten – und über „learning by eating“.
Herr Hartwig, Sie sind einer von nur zehn Drei-Sterne-Köchen in Deutschland. Trotzdem geht es in Ihrem ersten Buch nicht um Kochrezepte, sondern um Ihre Erfolgsformeln. Wie kam es dazu?
JH: Die Idee kam mir durch den Dialog mit Gästen, Freunden, Familienmitgliedern und auch Kritikern, vor allem aber durch die vielen sehr inspirierenden Gespräche mit meiner Co-Autorin Sabine Steinbeck. Wir wollen den Lesern mit diesem Buch einen Blick hinter die Kulissen gewähren und zeigen, wie man sich zu Höchstleitungen motiviert und dabei auch noch innerlich Zufriedenheit erlangt.
Herr Hartwig, Frau Steinbeck, Sie haben das Buch zusammen geschrieben. Wie war die gemeinsame Arbeit und wie sind Sie dabei vorgegangen?
SST: Für mich war die gemeinsame Erarbeitung vergnüglich, inspirierend und bereichernd. Jan hat die Gabe, sehr facettenreich zu erzählen. Seine Schilderungen zu verschiedenen Inhalten waren immer bildhaft und lebendig und so war ich schnell im Thema. Er kann sich sehr ernsthaft mit einer Sache auseinandersetzen und er sprüht vor Ideen. Wir haben den groben Rahmen gemeinsam abgesteckt und uns Gedanken dazu gemacht, wer alles in diesem Buch zu Wort kommen soll. Nachdem der Verlag gefunden war und die Experten feststanden, haben Jan und ich uns regelmäßig getroffen – mal persönlich, mal virtuell. Mit den Interviews sind wir ebenso verfahren, denn unser Buch ist in der „Coronazeit“ entstanden. Im Fokus aller Gespräche stand das Credo von Jan: „Heute besser sein als gestern und morgen besser sein als heute“. Jan und die Experten haben die Inhalte „geliefert“, und ich habe alles in Form gebracht, zusammengefügt und niedergeschrieben. Im letzten Step habe ich den einzelnen Kapiteln die passenden Coaching-Impulse zugefügt, damit der Leser sofort ins Handeln kommen kann.
Sie haben für das Buch mit einigen prominenten Persönlichkeiten gesprochen, unter anderem mit dem mehrfachen Rallyeweltmeister Sébastian Ogier, Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann und den Unternehmern Bodo Janssen (Upstalsboom) und Thomas Mack (Europa Park). Warum haben Sie diese Personen ausgewählt?
SST: Bei der Auswahl der Persönlichkeiten ging es wieder um das Credo von Jan: „Heute besser sein als gestern und morgen besser sein als heute“. Wir haben uns überlegt, wer von den Menschen, die wir kennen, vermutlich auch dieses Credo lebt und da fielen uns recht schnell die o.g. Persönlichkeiten ein. Bei einem siebenfachen Rallyeweltmeister (Sébastien Ogier) liegt es doch schon fast auf der Hand, dass er dieses Motto verinnerlicht hat. Ein Unternehmer in der achten Generation (Thomas Mack) wird auch versuchen, jeden Tag besser zu werden, und so ergab sich unsere Auswahl. Das Schöne ist, dass unsere Experten aus völlig unterschiedlichen Branchen und Lebenssituationen stammen und dennoch viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
Ist Ihnen eines der Gespräche besonders im Gedächtnis geblieben?
SST: Man sagt ja immer, dass etwas besonders haften bleibt, wenn möglichst viele Sinne angesprochen werden. Für mich waren alle Gespräche bereichernd und ich bin glücklich, dass ich diese Menschen ein bisschen kennenlernen durfte und von allen etwas gelernt habe. Besonders viele Sinne wurden wohl in meinem Gespräch mit dem Gastrokritiker Jürgen Dollase angesprochen. Er kam mit seiner Frau nach Fulda und wir haben uns zur Mittagszeit bei einem ausgiebigen Menü mit entsprechender Weinbegleitung im heutigen Sternerestaurant „Christians and friends“ getroffen. Ich nenne es mal „learning by eating“.
Sie haben insgesamt 14 Erfolgsprinzipien definiert. Welche sind Ihnen besonders wichtig?
SST: Für mich ist es tatsächlich, die Leidenschaft zu finden. Ich bin davon überzeugt, wenn ich etwas mit Leidenschaft tun kann, dann komme ich in meine Stärken und kann meine Talente voll ausleben. Der New Work-Begründer Frithjof Bergmann stellt die Frage „Ist es das, was du wirklich, wirklich tun willst?“. Daran erkenne ich Leidenschaft.
JH: Mir sind alle Prinzipien gleichermaßen wichtig. Muss ich mich aber auf eine Erfolgsformel beschränken, dann ist es die Selbstreflexion. Ich lasse jeden Abend den Tag Revue passieren und versuche, aus Fehlern zu lernen und Erfolge auszubauen und zu vertiefen. Wer selbstreflektiert ist, entwickelt sich weiter.
Herr Hartwig, Ihr Credoklingt ambitioniert! Gelingt es Ihnen wirklich, von Tag zu Tag besser zu werden?
JH: Generell bin ich ein Mensch, der Herausforderungen sucht und den Wettbewerb liebt. Auch mit mir selbst! Sicherlich ist dieses Credo ein ambitioniertes Projekt, welches nie aufhört und das es jeden Tag zu meistern gilt. Selbstverständlich gelingt mir das nicht jeden Tag so gut, wie ich es mir selber wünsche und/oder vorgenommen habe. Gerade darin liegt der Reiz und der Ansporn für mich. Dieses Credo ist der Schlüssel dazu, mich selbst zu motivieren. Erst wenn ich selber voller Motivation und Tatendrang bin, kann ich das auch auf mein Team übertragen. Menschen spüren es genau, wenn der Gegenüber an die Sache glaubt und hinter etwas steht.
Über den Autor
Jan Hartwig ist einer von nur zehn Drei-Sterne-Köchen in Deutschland. Nach seiner Ausbildung in Braunschweig kochte er während seiner Grundausbildung bei der Bundeswehr 2003 im Offizierskasino Achum und ab 2004 bei Pomp Duck and Circumstance. 2005 wechselte er zum Zwei-Sterne-Restaurant Kastell bei Christian Jürgens in Wernberg-Köblitz. Es folgten zwei Stationen in späteren Drei-Sterne-Restaurants: Ab 2006 im GästeHaus Erfort bei Klaus Erfort in Saarbrücken, ab 2007 im Restaurant Aqua bei Sven Elverfeld in Wolfsburg, wo er ab 2009 Souschef war. Im Mai 2014 wurde er Küchenchef im Restaurant Atelier im Hotel Bayerischer Hof in München. Das Restaurant Atelier wurde 2015 mit zwei und seit 2017 mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. 2016 wurde Jan Hartwig als erster Koch überhaupt vom Feinschmecker sowohl zum Koch des Monats als auch zum Koch des Jahres gewählt. 2020 kürte der Schlemmer Atlas ihn zum Spitzenkoch des Jahres und 2021 ernannte ihn „Der große Restaurant- & Hotel-Guide“ zum Koch des Jahres. 2022 wurde er von den Kritikern für Restaurants und Wein der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zum Koch des Jahres gewählt. Jan Hartwig hält Vorträge in Unternehmen und war Gast in erfolgreichen TV-Shows wie z.B. The Taste und Kitchen Impossible.
Sabine Steinbeck hat Diplom-Pädagogik mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung studiert. Nach dem Studium arbeitete sie für unterschiedliche Trainingsinstitute und half unzähligen Menschen dabei, ihre Stärken zu erkennen und richtig einzusetzen. Anfang der Neunziger zog es die Gastronomen-Tochter dann in die Gastronomie. Sie übernahm ein Bistro mit fast 20 Mitarbeitern. Nach knapp 15 Jahren ging sie zurück in ihren Beruf und bildete für ein internationales Gesundheitsunternehmen mehr als 1.000 Coaches aus. Im weiteren Verlauf übernahm sie in diesem Unternehmen eine verantwortungsvolle Stelle im B2B-Bereich, mit der Aufgabenstellung, namhafte Unternehmen bei der Prävention der Mitarbeiter zu unterstützen. Sabine Steinbeck kennt somit beide Seiten der Berufswelt – die des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers. Heute profitieren ihre Kunden von ihren fundierten Ausbildungen, ihrer Lebens- und Arbeitserfahrung und ihren guten Netzwerken. Ihr Herz schlägt für die Themen Werte, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit, insbesondere in der Gastronomie.