Von Michael T. Wurster
Wenn es ums Ausmisten geht, kommen bei vielen Menschen die Ur-Instinkte des Jägers und Sammlers zurück. Manche Personen empfinden regelrechten Schmerz, wenn sie sich von bestimmten Sachen trennen sollen. Dabei muss es gar nicht so schwer sein, effizient auszumisten.
Michael T. Wurster liefert sieben Tipps, die dabei helfen, das eigene Zuhause einfach und effektiv von unnötigem Ballast zu befreien und effektiv Ordnung zu schaffen.
Im Büro-Kaizen®-Konzept von Bestsellerautor Jürgen Kurz gilt der Kerngedanke, dass die Schreibtische in den Büros widerspiegeln, wie es in den Köpfen der Menschen aussieht. Dieser Gedanke lässt sich direkt auf das Zuhause übertragen: Ein chaotischer Alltag voller Stress wird früher oder später automatisch zu einem chaotischen Heim führen. Deshalb ist es umso wichtiger, von Zeit zu Zeit innezuhalten und sich bewusst von unnötigem Ballast zu befreien. Die folgenden Ratschläge können dabei helfen, effizient auszumisten – und damit auch neue Klarheit bei sich selbst zu bewirken.
Tipp 1: Den aktuellen IST-Zustand fotografieren.
Viele Fitnessprogramme, die zu einer besseren Figur oder dem lang ersehnten Sixpack verhelfen sollen, beginnen mit einem Foto von der aktuellen IST-Situation. Dies ist eine clevere Idee, weil man durch das Betrachten von Fotos eine gewisse Distanz bekommt. Auf einmal sieht man den gewohnten Alltag aus einer komplett neuen Perspektive. So manches Foto kann dabei sogar eine regelrechte Schocktherapie sein. Starten Sie das große Ausmisten, indem Sie viele Fotos von jedem Raum machen. Dokumentieren Sie sämtliche Details, die Ihnen dabei ins Auge fallen. Dadurch können Fortschritte später leichter sichtbar gemacht werden. Zudem bleiben Optimierungsspielräume dadurch konsequenter im Sichtfeld. Und Hand aufs Herz: So manches Schockfoto kann auch eine permanente Mahnung zur Disziplin sein.
Tipp 2: Versuchen Sie systematisch auszusortieren.
In jedem Haushalt finden sich manche Dinge, die unnötig sind und kein Mensch mehr braucht. Wenn man nicht bewusst regelmäßig ausmistet, wächst die Anzahl dieser Dinge schnell und das Chaos übernimmt irgendwann die Oberhand. Die Lösung ist dabei sehr einfach: Alles, was man nicht mehr braucht, wird entfernt! Verkaufen, verschenken oder spenden sind mögliche Strategien. In Ihrem Zuhause soll nur das bleiben, was Ihnen wirklich am Herzen liegt.
Tipp 3: Lassen Sie sich beim effizienten Ausmisten nicht ausbremsen.
Wenn Sie beginnen, Ordnung zu schaffen, kann es schnell passieren, dass Sie dabei an Grenzen stoßen. Vielleicht fehlt Ihnen die Zeit, den letzten noch verbleibenden Raum auszumisten. Oder aber der Papiercontainer ist bereits voll und Sie können erst nach der letzten Leerung weitermachen. Und natürlich kann es auch sein, dass Mitbewohner das große Ausmisten blockieren wollen. Schließlich kann es zu Folge haben, dass jeder sich von Objekten trennen muss …
Lassen Sie sich nicht ausbremsen! In Situationen wie diesen können Sie den weiteren Aufräumprozess mit Klebezetteln vorbereiten: Kleben Sie auf Türen oder Regalelemente einzelne Zettel und nummerieren Sie diese fortlaufend. Was zu tun ist, wird dann auf einer separaten To-do-Liste festgehalten. Um sicherzustellen, dass Ihr „zukünftiges Ich“ die Sache auch wirklich angeht, können Sie neben den To-dos verbindliche Termine eintragen. Diese Termine kommen dann in Ihren Kalender. Damit steht schon fest, wann das große Ausmisten weiter geht. Zudem lassen sich auf diese Weise Aufgaben verschiedenen Personen zuteilen. Dieses funktioniert deshalb so gut, weil das Aussortieren dadurch auf viele kleine Schritte heruntergebrochen wird. Je mehr Fortschritte Sie sehen, desto mehr Motivation finden Sie für alles Weitere. Und das kann auch für andere ansteckend sein …
Ein wichtiger Hinweis zu den Klebezetteln: Die Klebezettel können Sie auch verwenden, wenn Sie etwas von einem Mitbewohner aussortieren wollen, dieser die Entscheidung aber selbst treffen muss. Indem Sie seinen Namen auf den Klebezettel schreiben, geben Sie den Ball weiter. Wer ganz sichergehen will, fixiert die Zettel mit Klebestreifen, damit diese nicht zehn Minuten später abfallen. Aber Vorsicht: Passen Sie auf, dass Sie dabei keine empfindlichen Möbeloberflächen beschädigen.
Tipp 4: Probieren Sie das Wegwerfen auf Probe.
Fast jeder Mensch ist in seinem tiefsten Inneren ein Jäger und Sammler. Sie erleiden regelrechte Schmerzen, wenn sie Dinge aus Ihrer Sammlung weggeben oder gar wegwerfen müssen. Ein guter Kompromiss ist das Wegwerfen auf Probe. Dabei kommen alle Dinge, bei denen man unschlüssig ist, in einen Karton. Auf diese Weise kommen vermutlich gleich mehrere „Probe“-Kartons zusammen, die alle nach dem Aufräumen in den Keller oder auf den Dachspeicher gebracht werden. Sie gewinnen dadurch sofort freien Platz, ohne etwas zu verlieren. Zumindest vorerst.
Um bei den ganzen Kartons den Überblick zu behalten, sollte jeder Einzelne idealerweise wie folgt beschriftet werden: Von wem ist der Karton? An welchem Datum wurde er angelegt? Wegwerftermin? An genau diesem Stichtag werfen Sie den gesamten „Probe“-Karton weg. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie ihn bis dahin nicht aus einem wichtigen Grund öffnen mussten. Eine fortlaufende Nummerierung und ein Inhaltsverzeichnis zu jedem Karton sind aus meiner Sicht empfehlenswert. Und ganz klar: Wenn Sie das dringende Bedürfnis haben, so können Sie bis zum Stichtag noch jederzeit einzelne Schätze bergen!
Tipp 5: Setzen Sie beim Entertainment auf die volle Digitalisierung.
Prinzipiell kann man heute Filme, Serien und Musik über verschiedene Anbieter wie Netflix, Disney Plus, Amazon Music oder Spotify streamen. Dennoch hat vermutlich fast jeder noch eine Sammlung an DVDs und CDs im Regal stehen. Die ehrliche Frage lautet: Braucht man das alles noch?
Wer sich unsicher ist, kann gerne folgendes Experiment starten: Jedes Mal, wenn man beispielsweise einen Film in den DVD-Player einlegt, kommt ein kleiner Aufkleber an die Rückseite der DVD-Hülle. Schon nach wenigen Monaten werden Sie anhand der Menge der Aufkleber sehen, inwiefern Sie Ihre DVD-Sammlung überhaupt noch nutzen. Gleiches gilt auch für CDs.
Tipp 6: Haben Sie den Mut zur Veränderung!
Natürlich haben gute Möbel immer Geld gekostet. Doch unsere Art zu Leben verändert sich, einerseits aufgrund des technologischen Wandels, anderseits aber auch durch unseren ganz persönlichen Wandel. Zum Beispiel wenn eine neue Beziehung beginnt und ein neuer Partner einzieht. Oder aber wenn erwachsene Kinder plötzlich ausziehen.
Insbesondere wenn man Möbel gemeinsam mit dem Ex-Partner gekauft hat, kann es sein, dass diese nach einer Trennung als Ballast wahrgenommen werden. In einem solchen Fall oder wenn einzelne Möbel nicht mehr in Ihren Alltag passen, sollten Sie einen klaren Cut machen. Haben Sie den Mut zur Veränderung! Schließlich beginnt ein neuer Lebensabschnitt häufig erst dann, wenn man sich zum Beispiel ein neues Sofa kauft. Bei einer neuen Beziehung ist auch zu beachten, dass einige Menschen großen Wert darauf legen, dass wichtige Teile der Einrichtung gemeinsam ausgesucht werden. In der gemeinsamen Wohnung möchte sich schließlich jeder richtig wohlfühlen. Einige Personen wollen außerdem aus emotionalen Gründen nicht in einem Bett schlafen, in dem zuvor jahrelang auch der Ex-Partner geschlafen hat. Insbesondere wenn man bedenkt, dass man beispielsweise Matratzen aus hygienischen Gründen sowieso alle fünf bis acht Jahre wegwerfen sollte. Schließlich absorbiert jede einzelne Matratze jährlich über 170 Liter Schweiß und 500 Gramm Hautschuppen.
Tipp 7: Einfach jeden Tag dranbleiben.
Bevor Sie abends ins Bett gehen, sollten Sie wenige Minuten einplanen, um Ihr Zuhause im Schnelldurchgang wieder in Ordnung zu bringen: Sind Couchtisch und Esstisch frei? Ist das Geschirr in die Spülmaschine eingeräumt? Müssen Müllsäcke rausgebracht werden bzw. werden die Mülleimer morgen geleert? Kann Wäsche zum Trocknen aufgehängt werden?
Das alles sind Kleinigkeiten, die im Grunde ganz schnell nebenbei erledigt werden können. Auf diese Weise starten Sie den nächsten Tag in einem für immer aufgeräumten Zuhause. Sie werden merken: Mit diesen einfachen Tricks gelingt Ihnen das Ausmisten zukünftig viel leichter.
Über den Autor
Michael T. Wurster (MBA) ist Erfolgsautor und Einrichter aus Leidenschaft. In seinen Büchern liefert er Impulse, die das Leben kräftig aufmöbeln. Zudem ist er Journalist mit eigener Experten-Kolumne auf FOCUS Online. Im Rahmen dieser journalistischen Aktivitäten schreibt er Karriereratgeber und führt gelegentlich Interviews mit namhaften Stars. Zahlreiche Leser verdanken seinen Impulsen ihren Traumjob. So ist es nicht überraschend, dass Michael Wurster sich einen Namen als „der Karriere-Schmied“ gemacht hat. Gemeinsam mit seinem Onkel leitet er das Einrichtungshaus Wohnforum Wurster, den now!-Onlineshop und den markenmöbel-Onlineshop.