Persönliche Entwicklung, Karriere, Finanzen

Geld­an­lage für einen guten Zweck

von Karolina Decker – Mitgrün­derin & CEO finmarie

Die meisten Menschen denken beim Investieren als erstes an private Absicherung. Der Wille, mit dem eigenen Geld darüber hinaus etwas Gutes für die Allgemeinheit zu tun, wächst allerdings immer mehr. Vor allem Frauen ist es wichtig, nicht nur Renditen zu maximieren, sondern mit Investitionen auch einen positiven Einfluss auf ihre Umwelt auszuüben – z. B. mit nachhaltigen Geldanlagen.

Nachhaltige Fonds gehören heute zu den am weitesten verbreiteten Geld- und Sparanlagen unter Privatanleger:innen. Wir sind sensibler und achten aufmerksamer darauf, dass wir Geld nachhaltig investieren.

Dafür gibt es viele Ursachen. Natürlich gibt es heutzutage wesentlich mehr Menschen, die es sich leisten können, in ethisch sinnvolle Projekte zu investieren. Also warum nicht den eigenen Wohlstand für einen guten Zweck nutzen? Das Bewusstsein für Missstände in unserer Welt nimmt zu. Social Media machen diese noch viel sichtbarer als vorher. Das weckt insbesondere bei Frauen den Willen, Problemen gemeinsam entgegenzuwirken. Der Trend geht allgemein zu nachhaltigen Geldanlagen.

Doch welche nachhaltigen Investmentmöglichkeiten haben wir eigentlich, was genau sind ethische Fonds und worauf müssen wir achten?

Ethische Fonds und ESG-Kriterien

Aufgrund der immer klarer definierten und detaillierten Vorgaben für Nachhaltigkeit bei Investments, verwenden wir die Termini „nachhaltige“, „grüne“, „verantwortungsbewusste“ oder eben „ethische“ Investments längst synonym. Damit klar wird, was eigentlich in nachhaltigem Investment steckt, gibt es hier ein paar Erklärungen.

Ethische Fonds

Das Konzept ethischer Fonds ist nichts Neues. Bereits in den 1920ern schloss diese Investitionsform Unternehmen aus, die Alkohol, Tabak und Waffen herstellten oder Spielcasinos betrieben. Im Laufe der Zeit haben sich zu diesen Ausschlusskriterien auch die Verletzung der Menschenrechte und die Nichteinhaltung von Umweltstandards hinzugesellt. Mittlerweile werden auch Unternehmen dazu gewertet, die sich in besonderem Maße für Inklusion und generell im sozialen Bereich einsetzen. Ethische und nachhaltige Fonds investieren ausschließlich in Wertpapiere, die festgelegten Anforderungen gerecht werden müssen und finanzieren über Kommissionen und Renditen unter anderem Non-Profit-Organisationen. Sie unterscheiden sich damit also von traditionellen Fonds und deren Investitionskriterien, sie orientieren sich an den sogenannten “ESG-Kriterien”. Was heißt das genau?

ESG-Kriterien

ESG ist ein englisches Akronym. Es steht für „environmental, social and governance“. ESG-Fonds sind also Fonds, mit denen nur in Unternehmen investiert wird, die

  • umweltbewusst (environmental) sind
  • sozialverträglich (social) verwaltet werden und produzieren
  • sowie nachhaltig und ethisch geleitet werden (governance).

Unternehmen, denen Nachhaltigkeit wirklich am Herzen liegt, versuchen sich daran zu halten. Können wir erkennen, ob manche Firmen Greenwashing betreiben?

Nicht alle Unternehmen sind wirklich nachhaltig

Nachhaltigkeit bei Investments zu erkennen, ist nicht immer ganz leicht. Vor allem nicht als Privatanlegerin und als Neueinsteigerin. Nachhaltig investieren ist einer der wichtigsten Trends der letzten Jahre. Viele Unternehmen wollen auf diesen Zug aufspringen, da ist Greenwashing nicht weit. In vielen vermeintlich nachhaltigen Fonds beteiligen sich noch immer Unternehmen, die im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen oder fragwürdiger Palmölproduktion stehen.

Es ist also wichtig, sich ein Unternehmen vor der Investition genau anzusehen. Zum Glück gibt es hilfreiche Labels, die bei der Orientierung helfen. Um ein solches Label zu erhalten, müssen Unternehmen eine Unternehmenspolitik nachweisen, die den Anforderungen an Umweltschutz, Produktsicherheit, Qualitätsverbesserung, Mitarbeitergesundheit und -schutz gerecht werden. Diese Normen sind durch verschiedene Siegel und Zertifikate vorgeschrieben. Firmen, die ethische Fonds ausgeben, dürfen nicht in Verbindung stehen mit Waffen, Tabak, menschenunwürdigen und gesundheitsgefährdenden Produkten und Arbeitsbedingungen.

Siegel für nachhaltiges Investment

Climetrics

Climetrix - Rating-Agentur für nachhaltige Investments

Climetrics ist eine Rating-Agentur für Investmentfonds, die deren Nachhaltigkeit bewertet. Dabei vergeben sie pro Fonds ein bis fünf Laubblätter. Das macht die Einstufung als nachhaltige Investments schön übersichtlich. Die Anzahl der Laubblätter ist ein Indikator für den Nachhaltigkeitsstandard der Geldanlage. Climetrics ist besonders kritisch, weil sie nicht nur den Fonds selbst, sondern auch den Emittenten strengen Beurteilungen unterziehen und nur beide in Kombination eine entsprechende Bewertung erhalten.

FNG - Fachverband für nachhaltige Geldanlagen

FNG - Fachverband für nachhaltige Geldanlagen

Der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergibt sein Nachhaltigkeitssiegel an Fonds, die mindestens zu 90 Prozent die Mindeststandards für Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage erfüllen. Der Definition dieser Standards liegt der UN Global Compact zugrunde, indem weltweit vereinbarte Maßnahmen für Menschenrechte, Umwelt- und Arbeitsschutz sowie zur Korruptionsbekämpfung festgelegt sind. Mit FNG-ausgezeichneten Produkten investierst du niemals in fragwürdige Sektoren wie Atomkraft, Fracking, Kohleabbau und -strom, Rüstung und Waffen.

ECOreporter

Ecoreporter - Magazin für nachhaltige Geldanlagen

ECOreporter ist ein seit 2001 bestehendes, unabhängiges Magazin für nachhaltige Geldanlagen. 2013 hat es ein eigenes Siegel gelauncht, mit dem jedes Jahr Finanzprodukte ausgezeichnet werden, die nachhaltig investieren. Anders als der FNG lässt ECOreporter Atomkraft- und Waffen- bzw. Rüstungsinvestments von bis zu 5 Prozent durchgehen. Ausgeschlossen werden allerdings Sektoren, in denen Kinderarbeit, Gentechnik und Tierversuche üblich sind, Länder, in denen die Todesstrafe praktiziert wird und Menschenrechte missachtet werden. Auch Branchen mit Bezug zu Glücksspiel und Suchtmitteln erhalten kein ECOreporter Label.

Nordic Swan

Nordic Swan

Der Nordic Swan ist ein allgemeines Ökosiegel, das 1989 von den skandinavischen Regierungen gemeinsam gegründet wurde und mittlerweile auch Investmentfonds auf Nachhaltigkeit überprüft und auszeichnet. Auch beim Nordic Swan müssen ESG Standards zu mindestens 90 Prozent eingehalten werden, damit ein Anlageprodukt als nachhaltig eingestuft wird. Vorrangig handelt es sich um Unternehmen aus den Sektoren erneuerbare und alternative Energie, Wasserversorgung in Entwicklungsländern, Abfall- und Wiederverwertungtechnologie, Umweltschutzdienstleistung, sowie ökologische Forst- und Landwirtschaft.

Es bleibt zu sagen, dass wir nie genau wissen, ob unsere Geldanlage zu 100 Prozent nachhaltig ist. Wir können unsere Geldanlage so gut es geht nachhaltig ausrichten. Allerdings haben wir nur bedingt Einsicht in alle involvierten Parteien. Diese Kriterien und Siegel sind aber zumindest ein Indikator für mehrheitlich nachhaltig ausgerichtete Geldanlagen. Dass vor allem Frauen Wert auf Nachhaltigkeit und Ethik in der Geldanlage legen, ist belegt. Unserer Meinung nach ist ein breit diversifiziertes und nachhaltig ausgerichtetes ETF eine der besten Investitionsmöglichkeiten in diesem Sektor. Wir begrüßen diesen Trend sehr und wollen so vielen wie möglich helfen, sich für ein besseres Miteinander auf unserem Planeten zu engagieren.

Über die Autorin

Karolina Decker, geboren 1984, ist langjährige Finanzexpertin, Unternehmerin, Mutter und setzt sich als Mitgründerin von finmarie, Mind the Gap e.V. und Schulgold insbesondere für die finanzielle Aufklärung von Frauen und Schüler:innen ein.
Nach zwei Master-Abschlüssen im Bereich Wirtschaft begann Karolina zunächst eine 10-jährigen Karriere als Führungskraft in internationalen Banken, wo sie sich neben Projekten im Asset- und Wealthmanagement und im Bereich Compliance unter anderem als eine der wenigen weiblichen Traderinnen durchsetzte.
Schon früh erkannte Karolina, dass Frauen eine andere Herangehensweise an ihren Vermögensaufbau haben, andere Fragen stellen, andere Bedürfnisse und Ziele haben. Und dass sich leider nach wie vor viel zu wenige Frauen wirklich aktiv mit ihrer finanziellen Situation und Zukunft auseinandersetzen. Bereits seit 2017 engagiert sich Karolina mit ihrer non-profit Organisation ‚Mind The Gap‘ und seit 2018 mit finmarie für aktive Finanzbildung und gilt als eine der Pionierinnen in diesem Gebiet.