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4 Wege zu mehr Resilienz

Interview mit Debora Karsch

Frau Karsch, in Ihrem Buch "4 Wege zu mehr Resilienz" betonen Sie die Bedeutung von innerer Stärke und psychischer Widerstandsfähigkeit. Wie sind Sie persönlich auf das Thema Resilienz gestoßen, und welche Erfahrungen haben Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?

Das Wort „Resilienz“ war mir schon länger ein Begriff. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich erst 2019 im Frühjahr intensiv damit beschäftigt habe und das auch eher durch einen verrückten Zufall: Ich stand bei einer Konferenz fälschlicherweise plötzlich mit diesem Thema auf der Programm-Ankündigung, obwohl ich es eigentlich gar nicht bedienen konnte. Dann stand ich vor der Wahl, ob ich ein anderes Thema, das vom Publikum nicht erwartet wurde, mache oder ob ich versuche, mir das große Thema „Resilienz“ innerhalb von einer Woche anzueignen. Ich entschied mich dazu, mich in das Thema einzuarbeiten und war völlig fasziniert, nachdem ich einmal tiefer in diesen sperrigen Begriff eingetaucht war. Mir wurde klar: Wenn man an der persönlichen Resilienz arbeitet, werden viele Dinge im Nachgang obsolet: Man wird automatisch ein besseres Stressmanagement haben, eine bessere Selbstführung und einen klareren Fokus auf soziale Beziehungen, die zum Beispiel, wenn sie nicht so stark sind, auch ein großer Stressor sein können.

Da ich selbst total überrascht war, wie viele Dinge hinter diesem einen Wort stehen und für mich in meinem Leben erkannt habe, dass es mir einen riesigen Mehrwert bietet, wollte ich, dass andere Menschen das auch erleben können, und habe ein ganz praktisch anwendbares Buch dazu entwickelt.

Ist Resilienz denn wirklich trainierbar oder nicht viel mehr angeboren?

Hierzu möchte ich zunächst die Frage stellen „Wann entsteht eigentlich Resilienz beim Menschen?“. Jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mit verschiedenen Belastungen oder Krisen konfrontiert. Jeder findet Wege, um mit diesen Lebensereignissen oder mit den Situationen umzugehen und sie so gut wie möglich zu bewältigen. Allerdings kann das Ergebnis dieses Bewältigungsprozesses sehr unterschiedlich sein, auch wenn sich die Belastungen ähneln. Während manche zum Beispiel stark unter einem konkreten Geschehen leiden, tangiert es den anderen scheinbar kaum. Während die einen dauerhaft beeinträchtigt sind, finden die anderen wieder in ihr Gleichgewicht zurück.

Aus Studienergebnissen lässt sich verallgemeinern, dass Resilienz vor allem mit der Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Menschen zu tun hat und dass sie keine determinierte Eigenschaft ist. Die Wissenschaft ist sich jedoch uneinig über den genauen Zeitpunkt, ab dem Umwelteinflüsse wirksam werden. Schon im Mutterleib wird ein Kind beeinflusst von dem, was die Mutter tut. Somit hat die Umwelt sehr schnell, viel Einfluss. Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen ist Resilienz erlernbar und trainierbar.

Das Buch enthält einen wissenschaftlich fundierten Selbsttest. Welchen Mehrwert bietet er?

Der Selbsttest bietet den großen Vorteil, dass ich nicht sofort das ganze Buch lesen muss, sondern ich mich selbst einschätzen und schauen kann, wo meine Stärken und Schwächen in der Resilienz liegen. Dadurch wird deutlich, in welchen Bereichen ich bereits gut aufgestellt bin und welche noch Entwicklungspotenzial bieten. So kann ich dann konkret an einem der vier Bereiche ansetzen und muss nicht unbedingt 200 Seiten lesen. Mein Buch ist als Alltagsbegleiter gedacht. Wenn ich zum Beispiel meine größte Schwäche erkenne und merke, dass mir diese im Weg steht, dann kann ich mit genau diesem Teil anfangen. Der Selbsttest hilft mir dabei, schnell zu den Bereichen vorzudringen, auf die es ankommt.

Resilienz spielt nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Leben eine entscheidende Rolle. Können Sie ein konkretes Beispiel aus Ihrem Buch teilen, das verdeutlicht, wie resiliente Menschen auch in persönlichen Krisensituationen gestärkt hervorgehen?

Gerne möchte ich mit einem Beispiel außerhalb meines Buches antworten. Angenommen, ich denke gerade darüber nach, dass meine sozialen Kontakte möglicherweise nicht so stark sind, wie ich es mir wünsche. Dabei ist mir bewusst, dass soziale Unterstützung einer der am besten belegten Resilienzfaktoren ist. Dann bin ich aber in einer Krise und erhalte plötzlich von allen Seiten Unterstützung, von denen ich sie vielleicht nie erwartet hätte: von alten Freunden, von der Familie, von neuen Freunden, von Nachbarn. In dieser Situation erkenne ich möglicherweise zum ersten Mal, dass meine sozialen Verbindungen viel stärker sind, als ich dachte. Dieses positive Erlebnis kann mir enorme Stärke verleihen.

Ein weiteres Beispiel könnte sein, dass ich generell jemand bin, der sich selbst nicht so stark einschätzt und Schwierigkeiten mit großen Herausforderungen hat. Gelingt es mir dann, eine Krise zu meistern, merke ich: „Ah, ich habe das geschafft. Vielleicht bin ich ja auch in der Lage, andere Herausforderungen zu meistern.“ Hier kommt das Thema Selbstwirksamkeitserwartung ins Spiel. Im Idealfall führt eine Belastungssituation dazu, dass wir gestärkt aus dieser hervorgehen.

Ihr Buch verspricht zahlreiche Beispiele, Strategien und Verhaltenstipps. Welche konkreten Praktiken oder Tipps halten Sie für besonders wichtig, um innere Stärke aufzubauen?

Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, die persönliche Resilienz zu stärken. Ich persönlich bin ein großer Fan von Gewohnheiten, weil es viel leichter ist meine Gewohnheiten zu ändern, als mich selbst komplett zu verändern. Mit guten Gewohnheiten kann ich tatsächlich meine Resilienz steigern.

Ein Beispiel hierfür ist die Bedeutung sozialer Unterstützung als einer der wichtigsten Resilienzfaktoren. Wenn ich feststelle, dass ich zu wenige soziale Beziehungen pflege, kann ich beispielsweise täglich 10 Minuten investieren, um jemandem eine Karte zu schreiben, anzurufen, eine Sprachnachricht zu senden oder jemanden zu besuchen. Es muss nicht sofort eine 2- bis 3-stündige Investition sein. Oft genügen bereits kleine Zeitspannen. Wenn ich neue Freundschaften knüpfen möchte, kann ich beispielsweise entscheiden, jeden Tag 10 Minuten damit zu verbringen, auf einer Plattform nach neuen Freunden zu suchen oder mit meinem Nachbarn zu sprechen. Ich versuche, diese kurzen Zeiträume zu nutzen, um meine sozialen Bindungen zu stärken, anstatt sofort nach Hause zu gehen, wenn ich mit dem Auto ankomme. Das ist ein Beispiel dafür, wie Gewohnheiten helfen können, selbst in kleinen Zeitfenstern Verbesserungen in der Resilienz zu erzielen. Viele dieser Methoden können in Gewohnheiten umgewandelt werden, sodass sie nicht nur einmalig angewendet werden, sondern immer wieder, um dauerhaft das eigene Verhalten zu beeinflussen.

Welche Menschen wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen?

Mit meinem Buch möchte ich all die Menschen erreichen, die sich nach einem zufriedenen und erfüllten Leben sehnen und gleichzeitig verstehen, dass dieses nicht zwangsläufig frei von Krisen sein wird. Sie möchten erfahren, wie sie schneller aus solchen Krisen herausfinden können. Dieses Buch wird ihnen helfen, sich gut vorzubereiten, denn: Leiden und schwierige Situationen gehören zur menschlichen Existenz dazu. Man wird diese mit meinem Buch nicht verhindern, aber man wird schneller aus ihnen herauskommen.

Bildquelle:  Pilar Rodriguez / istockphoto.com

Über die Autorin

Debora Karsch begleitet Menschen seit über 15 Jahren dabei, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und innere Stärke aufzubauen. Die studierte Sprachwissenschaftlerin ist außerdem leidenschaftliche Autorin, Unternehmerin und Trainerin.