Eine gute private Finanzplanung ist der Schlüssel zu finanzieller Sicherheit und Unabhängigkeit. Ein umfassender Plan, der an die individuelle Situation angepasst ist, sichert die Vorsorge für die finanzielle Zukunft und den Ruhestand.
Unsere Lebenszeit wird immer länger, unsere Rentenphase steigt damit ebenfalls in der Dauer an. Folgerichtig brauchen wir funktionierende Konzepte für die Finanzplanung in einem langen Leben. Einkommen, Ausgaben, Schulden, Versicherungen und Vermögenswerte: All das sollte in verschiedenen Lebensphasen betrachtet, in ein Verhältnis gesetzt und strategisch konzipiert werden. Mit der steigenden Lebenserwartung wird die langfristige Finanzplanung immer wichtiger. Denn schließlich verlängert sich nicht nur die Rentenbezugsdauer. Auch können im Alter höhere Gesundheitskosten oder mögliche Pflegekosten entstehen.
Was versteht man konkret unter einem privaten Finanzplan?
- Einen umfassenden Finanzplan, der auf Ihre Zukunft ausgerichtet ist,
- der an die individuelle Situation angepasst ist,
- der genaue Angaben zu Ihren Einnahmen, dem Ersparten und Investierten, zu den Ausgaben, den Versicherungen, möglichen Schulden und sonstigen Vermögenswerten in einem übersichtlichen Dokument enthält,
- der am besten auch unerwartete Ereignisse im Leben antizipiert,
- und der unterstützt, alle Verbindlichkeiten zu tilgen, Rentenlücken zu schließen und genügend Kapital für den Ruhestand aufzubauen.
Das Money-Mindset für eine geschickte Finanzplanung
Strategische Finanzplanung beginnt mit dem richtigen Mindset. Dabei ist finanzielle Unabhängigkeit nicht das alleinige Ziel. Doch Finanzplanung ist ein äußerst wichtiger Aspekt der Lebensplanung.
Insgesamt soll es uns aber auch sonst rundherum gutgehen. Denn was nützt uns alles Materielle, wenn unsere Gesundheit leidet oder wir zu viele Dinge tun, die uns keine Freude machen? In diesem Zusammenhang ist der Begriff des „Financial Wellbeing“ populär geworden. Dabei geht es nicht nur darum, Geld zu haben. Es geht darum, Geld auch so zu verdienen, auszugeben und zu verwalten, dass es uns heute, morgen und in der Zukunft glücklich macht.
Auf die Aspekte des Financial Wellbeing geht insbesondere der Finanzexperte Thomas Mathar in seinem Leitfaden für eine gelungene Finanz- und Lebensplanung ein. In seinem aktuellen Buch „Der Weg zu Glück und Wohlstand im 100-Jahre-Leben“ geht es um das gesamte Wohlbefinden. Dabei strebt die Idee des Financial Wellbeing nach einer Balance zwischen finanzieller Sicherheit und der Verfolgung von Lebensqualität, Talenten, Interessen und persönlichen Zielen. Es geht um eine ganzheitliche Perspektive:
Wie kann Geld dazu beitragen, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen?
Wie macht man eine Finanzplanung? Zehn Tipps für Einsteiger
Sie möchten wissen, welche Punkte bei einer privaten Finanzplanung grundsätzlich zu berücksichtigen sind? Was alles zu einer Finanzplanung gehört? Hier kommen die notwendigen Steps:
- Überblick verschaffen:
Erstellen Sie eine detaillierte Aufstellung Ihrer Einnahmen und Ausgaben. - Ziele definieren:
Setzen Sie sich kurz-, mittel- und langfristige finanzielle Ziele. Berücksichtigen Sie dabei, dass Sie möglicherweise lange leben und das Vermögen länger reichen muss. Planen Sie mindestens bis zum Alter von 90 oder sogar 100 Jahren. - Budgetplanung:
Viele Experten raten, das Budget nach der 50-30-20-Regel aufzuteilen: 50 Prozent für die Fixkosten, 30 Prozent für variable Ausgaben und 20 Prozent fürs Sparen und Investieren. - Notgroschen aufbauen:
Legen Sie drei bis sechs Monatsausgaben als Notfallreserve zurück. - Schuldenabbau:
Priorisieren Sie unbedingt die Tilgung von Schulden, insbesondere wenn hohe Zinsen anfallen. - Altersvorsorge:
Auch wenn Sie noch jung sind: Beginnen Sie frühzeitig mit der privaten Altersvorsorge. Je früher man beginnt, desto mehr Zeit hat das Vermögen zu wachsen, z.B. durch Zinseszins-Effekte. - Risikomanagement:
Sichern Sie wichtige Risiken durch passende Versicherungen ab. Aber versichern Sie wirklich nur diese. - Vermögensaufbau: Investieren Sie langfristig in diversifizierte Anlagen. Aktien, Anleihen, Immobilien, Edelmetalle, Fonds oder ETFs sollten in Betracht gezogen werden.
- Regelmäßige Überprüfung:
Passen Sie Ihren Finanzplan regelmäßig oder gar jährlich an neue Lebensumstände an. Bedenken Sie auch die Inflation, da die Kaufkraft im Laufe mehrere Jahrzehnte schwindet. - Finanzbildung:
Erweitern Sie kontinuierlich Ihr Finanzwissen.
Was gehört zur Finanzplanung im privaten Haushalt?
Lassen Sie uns auf einige der genannten Punkte oben näher eingehen. Danach können Sie sich vielleicht ein besseres Bild machen, was eine Finanzplanung umfasst, wie man eine Finanzplanung erstellt und ob oder wann gegebenenfalls eine private Rentenberatung sinnvoll ist.
Ziele definieren:
An erster Stelle jeder Planung stehen die Ziele. Sie sollten konkret definiert und auch auf einer zeitlichen Achse betrachtet werden. Was soll wann in welcher Form erreicht sein? Hier werden meist vor allem längerfristige Ziele genannt: Tilgung des Immobilienkredits vor dem Renteneintritt, Absicherung der Lebenspartnerschaft oder Sparen für den Ruhestand sind typische Aspekte, die in die Zielplanung einfließen.
Überblick verschaffen:
Alles beginnt zunächst mit einer einfachen Übersicht aller Einnahmen und Ausgaben. Listen Sie alle Fixkosten auf. Dazu gehören beispielsweise Positionen wie Miete, Strom, Kfz-Versicherung, regelmäßige Beitragszahlungen und vieles mehr. Dazu kommen dann die variablen Kosten, die schätzungsweise anfallen: Geld für Lebensmittel, Geschenke, Friseurbesuche, Unterhaltung usw. Damit haben Sie bereits grob die Höhe aller aktuell laufenden Kosten bestimmt. Das Gleiche vollziehen Sie auf der Einnahmenseite. Einkommen, Renten, Einnahmen aus Verpachtung oder Vermietung, Kindergeld oder was auch immer auf Ihre Habenseite einzahlt, wird ebenfalls erfasst.
Budgeterstellung:
Hilfreich fürs Budget ist es, alle Ausgaben und Einnahmen über einen gewissen Zeitraum zu erfassen. Das Minimum hier ist ein Monat. Je länger Sie das dokumentieren, desto genauer sind Ihre Zahlen, weil auch temporäre Peaks erfasst werden (Weihnachtsgeld, Urlaubskasse o.ä.). Unterscheiden Sie die variablen und dauerhaft anfallenden Kosten. Bei den variablen Positionen zeigen sich meist erhebliche Sparpotenziale, deren Realisierung für die Geldanlage genutzt werden kann. Überprüfen Sie diese Budgetplanung regelmäßig und nehmen Sie Aktualisierungen vor, wenn sich neue Aspekte ergeben. Sollten es auch manchmal nicht passen, weil sich kurzfristig Änderungen ergeben, akzeptieren Sie, dass auch Höhen und Tiefen zu einer privaten Finanzplanung gehören.
Notgroschen aufbauen:
Der Begriff des Notgroschens ist zu Recht etwas veraltet. Denn für eine dezidierte Finanzplanung für den Ruhestand wird ein Groschen nicht ausreichen. Gerade für das Konzept des „Multi-Stufen-Lebens“, eine neue Art, unsere Lebensbahn zu betrachten, brauchen wir praktikable, moderne Strategien, die der Tatsache Rechnung tragen, dass viele Menschen heute eine sehr lange Lebenserwartung haben. Wir leben nicht mehr die konventionellen drei Phasen von Ausbildung, Arbeit und Ruhestand. Viele von uns erleben zahlreiche Übergänge, wie etwa Umschulungen, Karrierewechsel oder eine Rückkehr zur Ausbildung in verschiedenen Lebensphasen. Dieser Weg, obwohl er mit Möglichkeiten gefüllt ist, bringt neben anderen auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Um diese Übergänge zu meistern, sind unsere besonderen „Notgroschen“ gedacht.
In diese selbst gestalteten „Fonds“ fließen liquide Mittel, also Vermögenswerte oder Geldmittel, die schnell in Bargeld umgewandelt werden können, ohne an Wert zu verlieren. Investitionen in Aktien oder Immobilien können Zeit zur Liquidierung benötigen oder Marktschwankungen unterliegen. Aber liquide Mittel sind sofort zugänglich. Wie hoch sollten die liquiden Mittel sein? Thomas Mathar unterscheidet in „Der Weg zu Glück und Wohlstand im 100-Jahre-Leben“ zwischen einem „Notfallfonds“ und einem „Übergangsfonds“ für eine integrierte Finanzplanung.
Der Notfallfonds:
Drei Monatsgehälter als Notfallfonds: Wenn das Auto kaputtgeht, der Kühlschrank den Geist aufgibt oder die Dusche in die Nachbarwohnung leckt, bietet dieser Fonds einen finanziellen Puffer. Er ermöglicht es Ihnen, diese unerwarteten Ausgaben zu bewältigen, ohne auf hochverzinsliche Schulden zurückgreifen zu müssen oder die regulären finanziellen Verpflichtungen und den etablierten Lebensstil zu stören. Drei Monatsgehälter mögen auf den ersten Blick hoch erscheinen. Aber auch hier kommt das richtige Finanz-Mindset ins Spiel. Wie verschiedene Studien gezeigt haben, kann eine einfache Verpflichtungserklärung oder ein Vertrag mit sich selbst bereits Wunder wirken.
Der Übergangsfonds:
Er soll in Phasen eines unvorhersehbaren Lebensverlaufes greifen. Eine gute Basis, um Sabbaticals zu nehmen, eine Ausbildung zu absolvieren oder sogar familiäre Bedürfnisse, ohne die drohenden Schatten finanzieller Belastung zu erfüllen. Eine allgemeine Richtlinie könnte es sein, etwa sechs Monate des Nettoeinkommens zu sparen. Es kann sein, dass Sie nie auf Ersparnisse in Ihrem Übergangsfonds zugreifen müssen. Wenn das Leben inklusive der Übergänge reibungslos verläuft, können die hier gehaltenen Ersparnisse den Ruhestand weiter finanziell absichern. Daher ist ihr Aufbau ein Schritt ohne Reue.
Sie suchen Hilfe bei der Finanzplanung?
In diesem Video - einem Auszug aus seinem Webinar im GABAL eCampus - erklärt GABAL-Autor Thomas Mathar, wie Sie finanzielle Ziele mit dem von Verhaltenswissenschaftlern entwickelten EAST-Methode erreichen.
Wie viel Geld braucht man im Ruhestand?
Im Auf und Ab eines Multi-Stufen-Lebens wird die Rente nicht unbedingt von einem Tag auf den anderen eintreten. Sie ist vielleicht eher etwas, in das wir hineingleiten. Aber so manchen zwingen die Umstände vielleicht, langsam wieder herauszugleiten. In vielen westlichen Ländern gibt es eine wachsende Lücke zwischen den staatlichen Renten und den tatsächlichen Lebenshaltungskosten.
Eine Faustregel besagt, dass wir als Einkommen im Ruhestand etwa 70 bis 80 % unseres letzten Gehalts anstreben sollen. Sprich: Wenn Sie im Jahr vor dem Ruhestand 30.000 Euro verdient haben, dann streben Sie ein Ruhestandseinkommen von 21.000 bis 24.000 Euro an. Das ist natürlich auch wieder nur eine Faustformel. Wer Freiberufler ist, rechnet vielleicht anders, wer eine eigene Immobilie besitzt, schaut ebenfalls anders auf die Welt. Und natürlich ist es auch ein Unterschied, wie viel Rente man als Ehepaar oder als Alleinlebender braucht. Einen wirklichen Masterplan für die Rente gibt es nicht.
Wir haben festgestellt, dass Geld wichtig ist. Es ist eine wichtige Zutat für ein erfolgreiches 100-Jahre-Leben. Dafür brauchen wir ein Einkommen, das „gut genug“ ist. Dazu kommt das Bewusstsein, dass Schulden vorsichtig gehandhabt werden sollten. Es ist am besten, wenn die Schuldenzahlungen nicht über ein Drittel unseres Gesamteinkommens vor Steuern gehen. Drei Monatsgehälter sollten als Notfallersparnisse beiseitegelegt, sechs Monatsgehälter in einem Übergangsfonds reserviert werden. Wir sollten einen Sparplan für den Ruhestand aufsetzen und genau befolgen. Und nicht zuletzt die 50-30-20-Faustregel zu einem festen Bestandteil unseres Finanzmanagements machen. Mit diesem Money-Mindset schaffen Sie sich eine gelungene Finanzplanung für den Ruhestand.
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