Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen R. Covey
Viele von uns haben Seminare zum Thema Rhetorik, Überzeugungskraft oder Schlagfertigkeit besucht. Aber was ist mit dem Zuhören? Haben Sie schon mal einen Workshop im Zuhören gemacht? Haben Sie gelernt, einem anderen so zuzuhören, dass Sie ihn wirklich verstehen?
Rhetorik allein bringts nichts
Ob mit Ihrem Partner, Ihrem Kind oder Ihrem Chef: Wenn Sie effektiv mit anderen interagieren und Probleme gemeinsam lösen wollen, müssen Sie Ihren Gesprächspartner erst verstehen. Herkömmliche Gesprächstechniken reichen dazu nicht aus. Denn hier geht es häufig darum, den anderen schlagfertig auszukontern oder seine Argumente gekonnt zu widerlegen. Doch so werden Sie nie erfahren, was den anderen wirklich bewegt und wo das eigentliche Problem liegt.
„Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen. Sie hören zu, um zu antworten. Doch so können wir niemals wirklich verstehen, was in einem anderen Menschen vorgeht.“
Sind Sie ein guter Zuhörer?
Viele glauben, dass sie gute Zuhörer sind. Doch oft ist das ein Trugschluss. Die meisten von uns sehen die Dinge nur mit ihren eigenen Augen und versetzen sich nicht in ihren Gesprächspartner hinein. Sie verfolgen ihre eigene Agenda und hören nur zu, um anschließend selbst etwas zu sagen:
- Sie werten: Das heißt, dass sie die Aussagen des anderen beurteilen und abschätzen, ob sie dem Gesagten zustimmen oder ob sie anderer Meinung sind.
- Sie sondieren: Sie stellen aus ihrem eigenen Bezugsrahmen heraus Fragen.
- Sie beraten: Sie geben dem anderen einen Rat, der auf ihren eigenen Erfahrungen beruht.
- Sie interpretieren: Sie versuchen, aus anderen Leuten schlau zu werden, indem sie sich ihr Verhalten und ihre Motive aus ihrem eigenen Verhalten und ihren eigenen Motiven heraus erklären.
Erst verstehen, dann verstanden werden …
Aber wie macht man es besser? Der Schlüssel zum Erfolg ist einfühlendes Zuhören. Einfühlendes Zuhören steht im Mittelpunkt des 5. Wegs aus dem Weltbestseller „Die 7 Wege zur Effektivität“. Das Motto lautet: „Erst verstehen, dann verstanden werden.“ Worum geht es hier genau? Beim einfühlenden Zuhören geht es zunächst allein darum, sich auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Die eigene Meinung, die eigenen Präferenzen und die eigenen Erfahrungen treten in den Hintergrund. Statt anderen ungefragt Ratschläge zu erteilen, hört man erst einmal zu – und zwar mit der ehrlichen Absicht, den anderen wirklich zu verstehen.
"Einfühlendes Zuhören hilft Ihnen, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen. Das Ziel ist es, Ihr Gegenüber voll und ganz zu verstehen – intellektuell und emotional!"
Egozentrik oder Einfühlungsvermögen: Wo liegt der Unterschied?
Beim einfühlenden Zuhören projizieren Sie Ihre eigenen Erfahrungen nicht auf den anderen und unterstellen ihm nicht ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Motive. Stattdessen finden Sie heraus, was wirklich im Herzen und im Kopf des anderen vorgeht. Das Gegenteil von einfühlendem Zuhören ist egozentrisches Zuhören. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen den Unterschied:
Egozentrisches Zuhören |
Einfühlendes Zuhören |
Wir versuchen, zuerst verstanden zu werden. |
Wir versuchen, den anderen zuerst zu verstehen. |
Das eigene Ego steht im Mittelpunkt. |
Der andere steht im Mittelpunkt. |
Wir betrachten das Gesagte aus unserer persönlichen Perspektive. |
Wir betrachten das Gesagte aus der Perspektive des anderen. |
Wir erfahren nicht, welche Gefühle, Sorgen und Ängste sich hinter den Worten des anderen verbergen. |
Wir richten unsere Antennen darauf aus, die tief im inneren verborgene Botschaft des anderen zu erfahren. |
Wir geben unserem Gesprächspartner ungefragt Ratschläge. |
Der andere öffnet sich und bittet von sich aus um Rat. |
5 Tipps für einfühlendes Zuhören
In emotionsgeladenen Gesprächen sollten Sie besonders einfühlend zuhören. Denken Sie nicht über Ihre Antwort nach, während der andere noch spricht. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, Ihr Gegenüber wirklich zu verstehen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, ein guter, einfühlender Zuhörer zu werden:
- Fragen Sie sich: Bin ich wirklich bereit, anderen einfühlend zuzuhören? Kann ich mein Ego zurückstellen und mich voll und ganz darauf konzentrieren, den anderen zu verstehen? Höre ich zu, um zu verstehen oder um zu antworten?
- Erzählen Sie jemandem, der Ihnen nahe steht, vom Konzept des einfühlenden Zuhörens. Sagen Sie ihm, dass Sie ernsthaft daran arbeiten wollen, anderen zuzuhören. Hören Sie dieser Person künftig einfühlend zu. Bitten Sie darum, dass Sie nach einer Woche ein Feedback bekommen. Wie ist es Ihnen mit dem einfühlenden Zuhören ergangen? Und wie hat sich die andere Person gefühlt?
- Sehen Sie sich eine beliebige Diskussionsrunde auf YouTube an. Schalten Sie den Ton ab. Schauen Sie konzentriert zu. Sehen Sie genau hin. Welche Emotionen werden kommuniziert, die mit Worten nicht zum Ausdruck gebracht werden? Notieren Sie Ihre Beobachtungen. Sehen sich die Diskussion dann noch mal mit Ton an. Waren Ihre Beobachtungen richtig?
- Sondieren, bewerten, beraten oder interpretieren: Wenn Sie während eines Gesprächs bemerken, dass Sie nicht einfühlend zuhören, dann halten Sie inne. Sagen Sie dem anderen, dass Sie Ihre unangemessene Reaktion erkannt haben und entschuldigen Sie sich dafür: »Tut mir Leid. Ich habe gerade gemerkt, dass ich nicht wirklich versucht habe, dich zu verstehen. Können wir bitte noch mal anfangen?«
- Ob im Job, in der Familie oder im Freundeskreis: Gibt es jemanden, dem Sie häufig nicht richtig zuhören? Oder jemanden, den Sie öfter sehen, von dem Sie aber so gut wie nichts wissen? Fragen Sie einfach „Wie geht es dir?“ Öffnen Sie Ihr Herz und hören Sie dann mit Einfühlungsvermögen zu. Lassen Sie sich überraschen, was Sie alles über die andere Person erfahren.
Oft neigen wir in Gesprächen dazu, dazwischenzufunken und die Dinge mit guten Ratschlägen zurechtzurücken. Doch: Alle gut gemeinten Ratschläge dieser Welt führen zu nichts, wenn wir nicht wissen, wo genau das Problem liegt.
Deshalb: Probieren Sie die 5 Tipps gleich aus. Sie werden erstaunt sein, was für einen Unterschied einfühlendes Zuhören und wirkliches Verstehen ausmachen können!
Die Texte und Ideen aus diesem Artikel stammen aus:
Stephen R. Covey: „Die 7 Wege zur Effektivität – Kompaktausgabe“
Stephen R. Covey: „Die 7 Wege zur Effektivität – Tagebuch“
Über den Autor
Dr. Stephen R. Covey, ein millionenfacher Bestsellerautor von Selbsthilfe- und Business-Klassikern strebte danach, den Lesern zu helfen, die Prinzipien zu erkennen, die sie zu persönlicher und beruflicher Effektivität führen würden. Sein bahnbrechendes Werk Die 7 Wege zur Effektivität veränderte mithilfe eines überzeugenden, logischen und klar definierten Prozesses die Art und Weise, wie Menschen über ihre Probleme denken und handeln. Als international angesehene Autorität zum Thema Führung, Familie, sowie Organisationsberatung und Autor helfen seine Werke Millionen von Lesern. Er verkaufte mehr als 40 Millionen Bücher in 50 Sprachen. Die 7 Wege zur Effektivität gelten als einflussreichstes Businessbuch des 20. Jahrhunderts. Er war der Autor von Die 3. Alternative, Der 8. Weg und vielen weiteren Titeln. Covey hielt einen MBA von Harvard und einen Doktortitel von der Brigham Young University. Er lebte mit seiner Frau und seiner Familie in Utah.
Als Dr. Stephen R. Covey 2012 verstarb, hinterließ er ein beispielloses Erbe an Weisheiten über Führung, Zeitmanagement, Effektivität, Erfolg sowie Liebe und Familie.